Dienstag, 19. Juni 2012

Top9-Dienstag: Top9 "Spaßbremsen"-Tracks

Shalom a leck an all euch Habibis, Halunken & HipHop-Versteher...

Es ist wieder Zeit für einen bahnbrechenden und Köpfe-sprengenden TopX-Artikel...
...genauer gesagt ist auch dieser Artikel schon wieder ca. 2 Tage überfällig, aber...naja, euer Junge Ike hatte viel zu tun und ist nun zu allem Übel auch noch krank geworden (Erkältung und shit).

Wie auch immer:
Diese Woche möchte ich mich mit einer häufig etwas belächelten Spielart von Rap-Inhalten beschäftigen, und zwar suche ich nach den...

...Top9 "Spaßbremsen"-Tracks.




Wer kennt das nicht? - Da guzzled man gerade genüßlich seinen Sizzurp an der brennenden Mülltonne, gibt der vorbeilaufenden Project-Hoe nen kräftigen Klaps auf den nur rudimentär mit Klamotten bedeckten Hintern während man mit der anderen Hand die Mac10 reinigt, als einem fast der Cocaine-Blunt aus dem Mund fällt, weil der Ghettoblaster 'nen Track pumpt, der einem genau all diese kleinen Annehmlichkeiten des Lebens mies machen will! Frechheit sowas!

Im Hip Hop haben "erhobener Zeigefinger"- und sonstwie geartete "Anti"-Tracks ja eine lange Tradition...aber ich finde es immer wieder lustig/merkwürdig, wenn in Rap-Tracks Aspekte des allgemeinhin unter "Lifestyle" verbuchten Verhaltens angeprangert werden, oder zumindest mahnend auf die negativen Folgen hingewiesen wird.

Im Folgenden also meine Top9-"Spaßbremsen"-Tracks...viel, äh, Spaß...:




9. LOST BOYZ - THE YEARN (1995)


"Hm, die Lost Boyz!? Wo bitteschön sind das denn Spaßbremsen, Ike, also bitte!", denkt ihr euch vielleicht gerade...und im Grunde habt ihr ja schon recht. Die Lost Boyz sind natürlich in allererster Linie passionierte Verfechter des stereotypen "Hip Hop Lifestyles"...aber an diesem Track finde ich den Aufbau des Inhalts sehr fragwürdig bzw. spaßbremsend [haha, unglaublich - ich versuche hier gerade ernsthaft den Inhalt (!) eines Lost Boyz Tracks zu sezieren - Anm. d. Red.]...: Die ersten 2 Strophen befassen sich mit dem Spaß am sexuellen Akt und allem was grob damit zu tun hat - also reguläres Lost Boyz Material. Doch schließlich, in der 3. Strophe, warnt der gute Mr. Cheeks den Hörer vor ungeschütztem Geschlechtsverkehr!? "Make sure that you protect yoself/ that shows that you respect yoself//"!?? "Don't jump...without a parachute"?! - Döööööhhh, laaaangweilig!! Ich mein, c'mon, - in ungefähr allen anderen Zeilen werden unverblümt ohne Ende Blunts gesparked und 40ounces gesippt...warum dann beim Sex einen auf Moralapostel machen? ...meine Güte!







8. GENIUS - LIVING FOUL (1991)


Okay, wie wir im weiteren Verlauf noch feststellen werden, haben "Zeigefinger/Spaßbremsen"-Tracks im Wu-Tang Umfeld interessanter weise eine lange Tradition...aber dazu später mehr.
Hier haben wir jetzt erstmal den jungen GZA, bzw. den Genius, von seinem vergleichsweise Spaß-bremsenden - aber nichtsdestotrotz meiner Meinung nach sehr guten - Debutalbum "Wordz From The Genius", aus dem Jahre 1991.
Das Album enthält gleich mehrere mahnende Tracks, wie etwa "Stop The Nonsense" oder auch das vielleicht nicht so ernst zu nehmende (aber dadurch in Kombination mit den anderen Spaßbremsen-Tracks noch merkwürdigere) "Stay Out Of Bars".
Anywayz...in "Living Foul" werden eigentlich die üblichen Spaßbremsen-Themen wie Anti-Drugdealin', Anti-(BlackOnBlack)Crime, Anti-Drugusin', Anti-Unsafe-Sex, und...mein Favorit, vor allem im Wu-Tang Kontext: Anti-Weed, aufgezählt.
Schon witzig, wenn man sich spätere reguläre Wu-Tang Texte so anhört...die ungefähr mit allen hier aufgeführten Anklagepunkten doch sehr, hm, sagen wir locker umgehen.







7. LOOTPACK - WEEDEDED (1999)


Das Ding hier war für mich auch immer schon so'ne merkwürdige Nummer...obwohl vielleicht vergleichbar mit diesem einen Blumentopf (!) Track - für all euch Deutschcrap-Backpacker da draußen - in dem dieser eine Vogel sich so Kontra-Weedkonsum ausspricht.
Also auf jeden Fall ist dieser Track quasi Wildchilds Anti-Weed-Nummer auf dem "Soundpieces"-Album, während sein Bandkollege Madlib ja bekanntermaßen ein ziemlicher weed-head ist. Letzterer Fakt hält Wildchild jedoch nicht davon ab, mal eben zu behaupten "[...]only a true MC unless your ass is weededed"...usw. Hm. Joa, kann man machen.
Naja jedenfalls gab's zu diesem Albumtrack damals ne ziemlich spektakuläre internationale Remix-Gewinnspiel-Aktion, bei der jeder seinen "Weededed-Remix" einschicken konnte, und die besten landeten dann irgendwie auf vinyl später...oder so. Im Anschluss gab es dann den hier präsentierten offiziellen Remix, featuring Oh No und den ewigen Backpacker Rasco, den ich dann doch etwas besser als das Original finde.







6. ICE-T - YOU PLAYED YOURSELF


Jau, hier haben wir wieder meinen heimlichen Liebling den Iceberg, mit einem phänomenalen Track von seinem absolut überragenden "Freedom Of Speech: Just Watch What You Say"-Album. Ich denke dieses Album kann man schon als Ice-T's "deepstes" Album bezeichnen [ich glaube das liegt hauptsächlich an der Übermacht, die Public Enemy im damaligen Rapgame darstellte - doch dazu vielleicht an anderer Stelle mal mehr - Anm. D. Red.], wobei Ice seit je her immer einen Spagat zwischen harten Gangsta-Tracks und wirklich eindringlichen, ermahnenden Tracks versuchte. In dieser Tradition lässt sich auch "You Played Yourself" begreifen, ein vom Ansatz her ähnlich gearteter Track wie "Living Foul": Es werden inhaltlich einfach diverseste Punkte angesprochen, die nach Ice's Meinung halt überhaupt nicht klargehen: So zum Beispiel Schule quitten, keine Bildung haben sowie Drogenkonsum. Aber darüber hinaus finde ich die Passagen interessant, in denen er anprangert, dass einige brothers versuchen, sich die Liebe einer Frau mit Geld/Geschenken zu kaufen (!) - ha! ich dachte persönlich immer es sei für Ice-T klar, dass Frauen a) sowieso nix wert und meistens bitches sind, und man b) natürlich Kohle braucht um sie zu beeindrucken. So kann man sich irren. Und noch irritierender/lustiger: Die Strophe, in der er Rap-dudes ermahnt, nur auf Kohle aus zu sein, und dann die Fans zu dissen/ignorieren, obwohl diese ja schließlich den Erfolg überhaupt erst möglich machten. Hehe...schon komisch: heute ist es doch im Rap gang und gebe, am besten noch vor dem Erfolg nur mit Kohle zu prahlen und dazu noch schön stetig die eigene Hörerschaft zu verprellen und zu beleidigen.












5. MC SERCH - DON'T HAVE TO BE (1991)



Yo, das hier is hands down der intelligenteste "Spaßbremsen"-Track den ich kenne...
Warum?
Naja, MC Serch schafft es in diesem Track, mittels subtiler Herangehensweise und Formulierung, etwaige "erhobener-Zeigefinger"-Vorwürfe im Vorfeld zu umgehen, und trotzdem seine Einstellung zu verschiedensten Aspekten des Alltags, der Rapmusik & der Lebensführung darzulegen.
Zeilen wie "[...]I Like Cypress Hill and have to smoke blunts", "[...]I can come Ghetto and don't have to be a bastard/ hold a conversation and don't have to have the last word//" zeugen von einem - im Vergleich zu anderen Rap-dudes - erweiterten Rethorik-Verständnis, indem durch derartige Formulierungen die üblicherweise imperative Natur von "Spaßbremsen"-Tracks minimiert wird, und eine weniger zwingende und neunmalkluge Atmosphäre geschaffen wird, ohne jedoch an Nachdruck und Intensität zu sehr einzubüßen. Gut gemacht!
Wenn der Beat für mich noch etwas ansprechender wäre, hätte dieser Track auch noch weiter oben in der dieswöchigen Liste rangiert, aber naja. Man kann nich alles haben. Next!







4. BAHAMADIA - TRUE HONEY BUNS (1996)


Jau, dieses Teil ist für mich auch ein klarer Fall von Spaßbremsentum...: Die gute Bahamadia erklärt uns, dass sie es nicht okay findet, dass/wie ihre Schwestern sich an (Rap-)dudes ranschmeißen, wenn sie ausgehen usw. usf. ...soweit so verständlich. Nur...wenn man sich das Ding anhört, kommt man nicht umhin fest zu stellen, dass sich einige Logikfehler in Bahamadia's Aussagen finden.
Erstens kann man tatsächlich einfach die Frage stellen, was an diesem aktiven Männerfang-Verhalten denn nun verkehrt sein soll - da bleibt uns Bahamadia nämlich jede Antwort schuldig. So sagen z.B. die von ihr skizzierten Frauen in dem Track Dinge wie "I gotta get mine..." u.ä.; ist doch völlig in Ordnung?! Lass sie doch, Bahamadia, herrgottnochmal!
Des weiteren wird nicht ganz klar, was bei dem ganzen geschilderten Szenario eigentlich Bahamadia's eigene Motivation darstellt. Schließlich wirft sie sich ja auch ganz explizit in Schale, trägt noch diesen oder jenen betörenden Duft auf, macht ihre Frisur fit...und dann...ja dann beschwert sie sich darüber, wie ihre Kolleginnen mit den Wu-Tang Jungs backstage flirten und so weiter. Ok, das hört sich ernsthaft wie das Gejammer eines ewigen Mauerblümchens an...: "it's not what you do but how you do it..." - nagut, klar, ich sehe den Punkt, und ich finde ihre Kritik sogar in gewisser Weise angebracht...aber so wie sie es rüberbringt, klingt es einfach nur nach Neid, Missgunst und, hm, Inkonsequenz. Pech! Dennoch netter Track.







3. N.W.A. - EXPRESS YOURSELF (1988)


Nagut, dieser Track war wahrscheinlich eine etwas offensichtliche Wahl, handelt es sich doch um den prominenten N.W.A.-Zeigefinger-Track schlechthin...
Der Track ist deshalb so außergewöhnlich, weil er insgesamt eine sehr positive und damit für N.W.A.-Verhältnisse untypische Grundstimmung verbreitet und verbreiten soll.
Dr. Dre (der hier übrigens sogar den einen oder anderen Doppelreim zum besten gibt...gar nicht verkehrt, was er sich da zusammenrappt...auch wenn's womöglich komplett von Cube geschrieben wurde) droppt darüber hinaus ein paar sehr motivierende und positive Zeilen, die schon recht konträr zum sonstigen N.W.A-Gangstertum erscheinen. Und dann schließlich der Punkt, der diesen Track hier auf die Liste gesetzt hat, nämlich die unsterblichen Zeilen: "[...]I still express yo I don't smoke weed or sess/ cause it's known do give a brother braindamage - and braindamage on the mic don't manage nothin' - but makin' a sucka and you equal - don't be another sequel..." - bitttääääwaaaas!?!? Ja, richtig gehört/gelesen, der Doktor schwört hier noch ganz selbstverständlich und überzeugt dem Canabis-Konsum in allen Formen ab. Weil's einen dumm macht, so so. Kaum 3 Jahre Später wird derselbe dude ein Album namens "The Chronic" rausbringen, zusammen mit weedhead Nr.1 Snoop Dogg, auf dem in quasi jedem Track dem weedkonsum gehuldigt wird. Hähä.








2. WU-TANG CLAN - BETTER TOMORROW (1998)


Wie schon eingangs erwähnt haben Spaßbremsen-Tracks im Wu-Tang Umfeld eine lange Tradition...so war etwa auf dem Debutalbum mit "Tearz" bereits zumindest ein mittelfristig spaßbremsender Track vertreten, und auf dem hart unterschätzten 2. Album "Forever" setzte sich diese mit "Better Tomorrow" fort.
"Better Tomorrow" geht dabei noch einen Schritt weiter, indem einfach mal in bester Spaßbremsen-Manier ungefähr alle Aspekte des ständig propagierten Rap-Lifestyles negiert und angeprangert werden...."You can't party your life away...drink your life away...smoke your life away...fuck your life away...dream your life away...scheme your life away - cause your seeds grow up the same way//" - Bittewie?!! Kann ich nicht?! Ich dachte immer genau das wär eure message, Jungs!? Naja, aber diese rolemodel-/kick-tha-truth-2-da-young-black-youth-Mentalität war beim Clan wie gesagt ja schon immer zu beobachten. Nur muten derartige Spaßbremsen-Tracks natürlich stets etwas, hm, irritierend an, wenn einem ansonsten ständig von den vorzügen des weedsmokens, des Trinkens und des schnellen Sex erzählt wird.
Ich mag den Track allerdings trotz allem sehr gerne - geb ich mir immer wieder mal, den Lachs.







1. JERU THE DAMAJA - YA PLAYIN' YASELF (1996)


Ha! Mit Jeru haben wir natürlich eine Vorzeige-Spaßbremse in der Liste, an die bestimmt der eine oder andere sofort denken musste, als er/sie das dieswöchige Thema sah.
Der Erfinder des post-career-overseas-fame (tm) und ewiger Rasta und Gutmensch Jeru machte spätestens bei seinem 2. Album "Wrath Of The Math" keinen Hehl mehr aus seiner Zeigefinger-Mentalität, was ungefilterte, spaßbremsende und anti-Stimmung verbreitende Tracks wie eben "Ya Playin Yaself" unmissverständlich belegen. Dieser Track, bei dem schon im Intro ("Are you a pimp, a hustler!? - No, I'm not!" - buuuuhhh!!!) das Gutmenschentum hervorgehoben wird, stellt wirklich sowas wie den Zenit des Zeigefingers dar. So fängt der Text z.B. schon an mit "Nooow, I don't push a lex" - Bitte!? Warum erzählt er mir das?! Gehört Lexusfahren nicht zu den 60 Elementen des Hip Hop?! Ich bin irritiert. Aber damit lange nicht genug...Jeru lässt wirklich keine Situation ungenutzt, einem den Spaß zu verderben oder spaßige Dinge madig zu machen: "With all that Big Willie talk - you're playin yaself", "With that skin-tight jeans Baby you're playin yaself", "Everything all exposed - you're playin yaself", "All that Big gun talk you're playin yaself"...ja also...was denn noch alles, bitteschön?! Darf man denn gar nix mehr, Jeru!? Nichmal Chrystal- und Moét-Saufen findet der junge Herr in Ordnung! 'N bissken Spaß wird doch wohl noch erlaubt sein, wa?! Pustekuchen! Nicht in der moralisch einwandfreien Peace-Love-N-Nappiness-Welt von Jeru dem Kaputtmacher. Pfff.
Was ich in dem Zusammenhang übrigens noch erwähnenswert finde, ist dass das ziemlich lustige und wahrscheinlich hinlänglich bekannte Video zu dem Track bezeichnender Weise nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Das ist natürlich absolut sinnvoll, denn...wie sollte das aussehen, wenn sich Jeru im Video auf den Inhalt beziehen würde?! Da würde er doch mit sofortiger Wirkung als Langweiler und Spießer vor dem Herrn dastehen - schön, dass ihm wenigstens das selber klar war, hihi.





So, puh, das war's dann auch wieder für diese Woche...ich hoffe ihr konntet etwas Gefallen finden am Artikel - für honorable mentions hab ich grad einfach keine Kraft mehr...(bin krank, wie gesagt)...also müsst ihr mit dieser Liste erstmal vorlieb nehmen. Eigentlich wollte an dieser Stelle noch die sehr offensichtlichen Wahlen wie "H.E.A.L.", "Self Destruction" und "We're All In The Same Gang" auflisten...aber dat is mir grad zuviel Arbeit. Naja, damit hab ich diese Tracks hier wenigstens mal genannt.

Yoooo....wie immer gilt: Feedback jeder Art wird immer gern gesehen...und ich gebe mir auch Mühe, Fragen und sonstiges gebührend zu beantworten usw. usf. etc. pp. ...
bis denne, Freunde. Frieden und Peace.

MFG,
Euer Kapo des Nordflügels.

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