Montag, 26. März 2012

Top8-Sonntag: Top8 "90s Horrorcore"-Tracks

Nachdem es letzte Woche also schon "Rest In Peace"-Tracks gab, geht's diese Woche martialisch und pietätlos weiter mit den...

Top8 "90's Horrorcore"-Tracks




Ok, was hat es damit auf sich?
Ein kurzer Exkurs:

So ca. Anfang der 90er erlebt Hip Hop eine vorher nicht dagewesene äußerliche und inhaltliche "Verrohung". Jeder und seine Mudder sportet in den Jahren 92-95 die patentiere Naughty-By-Nature Komplett-Uniform inklusive Camouflage-Jacke, Hoodie & Timbalands, hüpft in seinen Videos hektisch rumfuchtelnd um brennende Mülltonnen und erzählt jedem der nicht schnell genug flüchten kann von seiner hart representenden Crew die natürlich crazier ist als alle anderen Crews.
Aber auch textlich werden neue Grenzen erschlossen. Waffen, Gewalt, Drogen, Sex...alles mit einem Mal keine Tabus mehr - im Gegenteil: Jeder Rapper der was auf sich hält, tut gut daran, möglichst all diese Themen zumindest einmal angesprochen zu haben. Sonst gilt er schneller als weak-ass-crossover-pussy als ihm lieb sein kann.
Also halten sich alle schön an die Formel.

Nur...wie genau soll man sich bei einem derart eng geschnürten inhaltlichen Korsett noch von der Konkurrenz abheben?
Richtig: Man übertreibt halt einfach noch härter als die Kollegen.

Und wie kann man die heilige Trias der political incorrectness aus Gewalt, Drogen & Sex aufs nächste Level bringen?
Genau: Indem man völlig abstruse Gewalt-/Horror-Fantasien zu Papier bringt, ohne auch nur den Hauch einer Moral.

Willkommen in der Welt des "Horrorcore-Rap" der 90er Jahre.

Nach dem Milleniumswechsel ebbte das allgemeine Interesse an Horrorcore etwas ab...zumal es zu diesem Zeitpunkt bereits ganze Gruppierungen und Camps gab, die in ihren Veröffentlichungen ausschließlich & gezielt dieses Genre bedienten.
In den 90ern stellten derartige Ansätze jedenfalls noch Ausnahmen bzw. etwas Besonderes dar. Oder aber waren - auch das war nicht unüblich - auf z.B. einen einzelnen Albumcut beschränkt.

Im dieswöchigen Top8-Artikel werde ich mich einigen frühen Spitzen dieser heute von vielen für ein reguläres Themengebiet innerhalb der Rapmusik gehaltenen Spielart widmen...let's go(re)....







8. CAM'RON - VIOLENCE FT. ODB (1999)



Okay, fangen wir wie immer mit einem gewissen Wildcard-Faktor an...: "Violence", ein Track von Killas 2. Album "S.D.E." ist sicher als ein "Spätzünder" in sachen Horrorcore-Rap einzustufen - und insgesamt ist für einige die Erwähnung dieses Tracks bestimmt fragwürdig; aaaaber ich finde, "Violence" erfüllt eigentlich alle Kriterien:
Wir haben hier inhaltlich sehr ignorant-überzogene Gewaltfantasien zu verbuchen. Es gibt keine Moral, keine erklärenden Worte, keine Einschränkung seitens Cam. Und darüber hinaus kann man Cam ohne weiteres die oben genannte fehlende inhaltliche Varianz (abgesehen von allen erdenklichen Formen von Angeberei) attestieren, weshalb die Wahl eines "Horrorcore"-Tracks als Albumtrack durchaus einleuchtet.
Für mich persönlich ist hier außerdem das ODB-"feature" lustig, weil wiederkehrendes Element auf dem Album: Kaum nuschelt Ol' Dirty 2,5 halbgare Zeilen ins Mikro bekommt der track das reißerische "featuring ODB" Etikett. Der Albumtrack "Sex, Drugs & Entertainment" zum Beispiel "featuret" sowohl Jay-Z (!) als auch Biggie (!!!) - warum? Weil der Track vocal-samples beider Artists enthält. Großartig!








7. TERMINATOR X FT. THE FLATLINERZ - SCARY-US (1993)



Okay, wie ich kürzlich herausfand, sind die Flatlinerz schlicht und ergreifend eine Gravediggaz-Rip-Off-Crew gewesen, die zufällig zur gleichen Zeit wie TX auf Def Jam waren. Ich hätte an dieser Stelle also auch gut & gerne z.B. ihren Track "Satanic Verses" listen können...aber: Zum "Super Bad"-Album von Norman Rogers hab ich als unverbesserlicher PE-Stan nen besonderen Bezug (ich hab das album schon mit ca. 13 Jahren gepumpt), weshalb dieser Track für mich ne größere Rolle spielt. Außerdem fand ich die randomness dieses Horrorcore-Tracks auf dem ansonsten Horrorcore-freien "Super Bad" Album schon damals irgendwie merkwürdig. Was sollte dieser Track? Sollte das wirklich gruselig sein? Kein Plan.
Aber damals konnte ich auch noch nicht einordnen, dass 1993 natürlich ein Horrorcore-Track auf jedem ambitionierten Rap-Album vertreten sein musste..silly me!









6. FU-SCHNICKENS - 20/20 VISIONS (1994)



Ha! Mit den Kerlen habt ihr hier nicht gerechnet, wa?! Ich schon!
Warum?
Naja is doch klar: Was mache ich, wenn mein erstes Album zwar recht erfolgreich war, ich allerdings durch direkte Konkurrenz (lies: den Wu-Tang Clan) dazu gezwungen werde, mich auf dem folgenden Album in eine ganz andere Richtung zu entwickeln und mein Gimmick zu ändern? Klar: Ich versuch's mal mit Horrorcore. Ist ja auch grade schwer im Trend.
Die armen Fu-Schnickens, ey...die hatten's echt nicht leicht. Und ihr 2. Album, "Nervous Breakdown" ist nichtmal schlecht, genausowenig wie dieser Track...aber...hachgott...das wär' ohne diesen vermaledeiten Clan niemals so gelaufen!











5. CRUSTIFIED DIBBS - BLOODY AXE (1994)



Jo, klar, früher oder später würden sie uns hier über den Weg laufen: Gelangweilte weiße low-lifes, die aus purer Freude am Tabubruch den ganz, ganz miesen Gore-Shit spitten.
Tja, R.A. the Ruggedman ist natürlich ein klassischer Vertreter dieser Zunft, wie man auch schnell an den Tracknamen seiner "Night Of The Bloody Apes" Debut-LP erkennen kann - Titel wie "Toolbox Murderer", "Bloody Body Parts In Da Fruit Punch Bowl" (!!) oder eben schlicht "Bloody Axe" sprechen da eine deutliche Sprache.
Das Album ist natürlich ziemlich unterhaltsam...nur leider is die Qualität zum Kotzen - macht nix - ich denke ihr könnt erahnen in welche Richtung die Reise geht!










4. CAGE - AGENT ORANGE (1997)



Auch den Vogel hier kennt man natürlich, und man kennt ihn vor allem für seine fiesen Horrorcore-Raps - wobei man bei Cage die Linie zwischen Fantasie und tatsächlich Gelebtem nicht ganz so klar ziehen kann wie bei einigen seiner Kollegen. Der Kerl hat wohl wirklich ne ziemlich abgefuckte Kindheit und Jugend hinter sich, weshalb seine Texte manchmal wohl nicht nur als bloße Provokation zu verstehen sind.
Ich glaub dieser Dude aus den Transformers-Filmen meinte mal in nem Interview, dass er gerne bei einer eventuellen Verfilmung von Cages Leben die Hauptrolle spielen würde. Whateva, mayne.
Wie auch immer: "Agent Orange" ist für mich immernoch ein Meilenstein des moderneren post-Gravediggaz Horrorcore-Raps...weil der Necro-Beat zusammen mit den einfachen aber gezielten Scratches eine ziemlich dichte Atmosphäre erzeugt, der man sich nur schwer entziehen kann.









3. NECRO - THE MOST SADISTIC (1998)



Womit wir auch schon beim Thema wären...
Der mittlerweile 3. im Bunde der gelangweilten white-trash-low-lifes steht heute natürlich prominent und exemplarisch für das gesamte Genre des "Death Rap", und alleine in seinem Camp gibt es heute verschiedenste Goons die sich voll und ganz der Spielart "Horrorcore" verschrieben haben.
Aber vor dem Milleniumswechsel war Necro echt noch ein ziemlicher Geheimtip. Ich persönlich finde auch, dass seine Sachen von damals wesentlich mehr Energie hatten und noch nicht so vorhersehbar und formelhaft rüberkamen wie die aktuelleren Releases (word to Fanta 4).
Anywayz...ich fand "The Most Sadistic" von all den superfiesen Tracks auf seinem Debutalbum immer schon am mächtigsten, weshalb es hier von mir aufgeführt wird. Aber natürlich steht dieser Track mehr als Platzhalter für all die wunderbaren 90s Horrorcore/Deathrap Klassiker des Sexperts.
Death comes in the worst way/ through satanic wordplay/ - here's a knife in your spine - Happy Birthday!//













2. BIG L - DEVIL'S SON (1994)



Dieses Ding markierte sowas wie Lamont Colemans kurzen Ausflug in Horrorcore-Gefilde. Eigentlich fast schade, dass er nicht mehr in diese Richtung geschrieben hat, denn "Devil's Son" ist extrem unterhaltsam!
Kombiniert das mit einem grandios rumpelnden Showbiz-beat (ich finde Nat Adderley wurde hier fast geiler geflippt als bei Know The Ledge von Rakim - wow...hab ich das grad wirklich so geschrieben!? Hilfe. "geiler geflippt". *bbrrr*) und der technischen Meisterschaft eines Big L und heraus kommt ein absoluter Klassiker.
Achja: Rest In Power!














1. GRAVEDIGGAZ - CONSTANT ELEVATION (1993)



Yeah...die OGs in this here Horrorcore-Shit! Die Kombo aus Prince Paul, RZA, Poetic & Frukwan stellte für viele 90er-Artists das große Vorbild in Sachen Horrorcore dar - und doch vermochte es keiner, den einzigartigen Sound und die Ästhetik der 'Diggaz nachzuahmen.
Meiner Meinung nach lag ein Großteil des Geheimnis' in der Konstellation der einzelnen Stimmen (remember, kids: It's Mostly Tha Voice...) - Jeder der Rapper hatte einen unverwechselbaren Stil und eine unverwechselbare Stimme (mir gefiel z.B. RZA mit seinem sehr unorthodoxen flow in dieser Kombination mit am besten...besser noch als auf den meisten Wu-releases). Gepaart mit dem göttlichen Sound von Prince Paul und RZA ergab diese Konstellation ein für einige Jahre übermächtiges Powerhouse, welches bis heute Einfluss und Messlatte (no homo) für die meisten Horrorcore-Dudes darstellt.
Achja, richtig: Rest In Power Poetic.








jaui, das wär's dann auch schon wieder für diese Woche - joooaa, honourable mentions gehen diese Woche gnädigerweise raus an meinen big homie Grav (auch sone 90er-Eintagsfliege...über den ich vielleicht in Zukunft noch mehr berichten werde) mit seinem "Sick Thoughts"...:




ansonsten is feedback natürlich wie immer sehr wilkommen und so...bla bla...kennt ihr ja alles schon.
also dann bis demnächst, peace Freunde!

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