Sonntag, 6. Mai 2012

...ich kann's nich mehr hören. Hört auf mit eurer Nachruf-Kacke.

oh mann...
Da wach ich heute morgen auf, stopf mir genüßlich das erste Stückchen sonntäglichen Frühstücks-Rhabarberkuchen (von Mudder) in den (schon ziemlich voluminösen) Mund, ...und spucke den ersten Bissen beinah reflexartig wieder aus, als ich von meinem Peter&Tobias PNC Millone folgenden link/Artikel zu lesen bekomme...:

--->NUR KLICKEN BEI IMMUNITÄT GEGEN LITERARISCHEN ABFALL<---

Boah.
Ich hab's ehrlich gesagt nichmal geschafft, den Artikel in einem Stück durchzulesen, so rapide schlug mein rage-meter in den roten Bereich aus, schon bei den ersten paar Zeilen.

"Häh, was zur Hölle is mit Eike schon wieder los?!? Ok, er mag die Beastie Boys nicht, aber muss er deshalb gleich so gereizt auf nen gut gemeinten Artikel reagieren?!"

Jau. Das muss er. Aber fangen wir erstmal bei den quick facts an, damit auch jeder weiß worum's hier geht:

Dieser eine dude von den Beastie Boys ist gestorben.
Vor ein paar Tagen.
An irgendwas.


Soweit so einfach.
Was als nächstes passiert, ist das übliche Prozedere bei Vorfällen dieser Art:
Facebook wird zugemüllt mit irgendwelchen Random-Videos/Tracks des/der Künstler/s, 50.000 likes für Rest-In-Peace/Power-Bekundungen...und dergleichen mehr.

Ich dachte eigentlich, damit sei nun (ein paar Tage nach dem Todesfall) schluss, ...und außer der erhöhten Wahrscheinlichkeit auf einen sehr schlecht gemixten Tribute-Mix von DJ Premier - der in der Folge dennoch von allen facebook-usern gepostet werden wird - hab ich das schlimmste überstanden...

Doch dann kommt Millone (thanks again!) mit diesem supernervigen Artikel an...



Nun muss man zunächst klar feststellen, dass ich weiß Gott kein Beastie Boys fan war/bin. Im Gegenteil. Die Kerle waren mir zu jedem Zeitpunkt meiner musikalischen Sozialisation hart egal.
Ich besitze genau 2 Platten von den dudes, und auch diese sind nur durch Zufall in meinen Besitz gelangt.
Aber, und das ist für diesen post wichtig, ich kann euch versichern dass dieser Umstand absolut keine Rolle für den folgenden rant spielen wird.
Ich hab absolut gar nix gegen aufrichtige Beastie Boys fans/stans. Is alles absolut in Ordnung. Kann man alles machen/hören, gar kein Thema, Freunde...
...nur dieses überflüssige, pseudo-sentimentale Nachruf-Geheul...was genau soll das?!

Ich will zunächst mal auf ein paar allgemeine Probleme mit derartigen Nachruf-tearjerker-Artikeln eingehen, und mich dann diesem Artikel im speziellen widmen.

Die erste Frage, die sich mir bei solchen Texten aufzwingt, ist die Frage nach der Notwendigkeit.
In diesem Fall - wie auch in den Fällen Guru, Nate Dogg oder auch Macho Man Randy Savage - haben wir es mit Künstlern/Persönlichkeiten zu tun, die - so politisch unkorrekt sich das für zartbesaitete auch anhören mag - den Zenit ihrer Schaffensphase weit überschritten haben. Punkt.
Egal was auch immer sie für eine Rolle im Leben jedes einzelnen gespielt haben...die Relevanz der jeweiligen Künstler ist in den letzten 10+ Jahren bis ins unmessbare gesunken.
Eine andere Sachlage, oder besser: ein anderer Grund der Trauer/Empöhrung würde sich aus der Situation ergeben, in der ein junger, Aufstrebender Künstler bereits vor der vollständigen Entfaltung seines Potentials das zeitliche segnet [siehe hierzu Big L, Big Pun, meinetwegen sogar Biggie & Pac...oder wenauchimmer... - Anm. D. Red.].
So.
Dudes wie die Beasties (*brrr*), Guru & others...haben jedoch wie gesagt schon in der fernen Vergangenheit den entsprechenden (eventuellen) Einfluss auf ihre Hörer und fans gehabt. Ein Umstand den ihnen ja auch keiner absprechen will. Wozu also all das Nachgerufe?
Ich sag's euch:
Um auf Teufel komm raus ein intragenerationales Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen.

Tolle Wurst.
Der Tod eines Künstlers, der eigentlich keine Rolle spielt - weder auf das Leben/das Hörverhalten der Fans noch sonstwas bezogen - wird zum Anlass genommen um quasi künstlich eine Art Lagerfeuerromantik und Solidarität zu erschaffen.
Und schließlich werfen Leute mir womöglich noch Pietätlosigkeit vor, weil ich nicht in den allgemeinen Trauer-Taumel und das aufgesetzte Fan-tum der meisten verfalle....tsss.
Der Punkt ist:
Gesetzt den Fall ich wäre ein Beastie Boys fan...würde mich der Tod von dem Kerl auch nicht jucken, verflixtnochmal! Trauer ich Guru nach? Oder Macho Man? Nein, zur Hölle. Ich mag/mochte die dudes, aber dass sie jetzt nicht mehr sind ändert genau gar nichts, ihr Weicheier....stellt euch mal nicht so an.

Der zweite Punkt - der auch in obigem text schon hie und da angedeutet wurde - ist meine permanente Skepsis gegenüber dem Grad der Auseinandersetzung mit dem Werk des jeweiligen Künstlers.
Schon klar, nun sind natrürlich alle über Nacht Beastie Boys fans geworden, yada yada yada - geschenkt.
Wenn sich nun aber jemand die Mühe macht, einen Nachruf auf einen Künstler zu verfassen, dann...ja dann will ich doch in diesem Artikel nicht irgendein Allgemeinplatz-Geseier oder verbrüdernde Beschwörungen lesen, sondern irgendetwas, was mir als Leser auch das Gefühl gibt, dass sich der Verfasser auch tatsächlich mehr mit dem Künstler auseinander gesetzt hat, als nur ein paar x-beliebige Youtube-Videos im Hintergrund laufen zu lassen.

ach, komm....foh...

Wo wir dann auch schon bei diesem Artikel wären...
Denn die beschriebene Skepsis gegenüber der Aufrichtigkeit des Verfassers lässt sich sehr schön auf diesen Pathos-geschwängerten Nachruf anwenden:
Was sollen in Nachrufen immer diese vermeintlich identitätsstiftenden Bekundungen des ach-so-großen Einflusses auf die Sozialisation?
Sowas wie "[...] Und wer zwischen 1970 und 1990 geboren wurde und noch nie zu »Intergalactic« durchgedreht ist oder zu »Sabotage« Luftgitarre gespielt hat, der wurde nicht zwischen 1970 und 1990 geboren [...]" löst in mir halt nen spontanen Würgereiz aus:
Is schön, lieber Tim S., dass du in der Lage bist, im Zusammenhang mit dem Tod dieses Kerls zielsicher den kleinsten gemeinsamen Nenner einer Generation zu formulieren - aber was soll das? Außer einer weiteren abgegriffenen Phrase in deinem abgegriffenen Nachruf gibt mir als Leser das genau gar nix. Und einem ernsthaften Beastie Boys fan auch nicht, nur um das klarzustellen.
Wenn du dir vielleicht die Mühe gemacht hättest, uns von einem wirklich einzigartigen Beastie-Boys-Erlebnis deinerseits, oder, verdammt, deinem Lieblings-MCA-part zu berichten....das hätte dem ganzen Artikel vielleicht wenigstens einen Funken Legitimität verliehen.
Aber so?

Ich sag dir was: So werde ich einfach das Gefühl nicht los, dass hier jemand, der einfach nur damals auf Klassenfahrt der 7b im Bus mehrmals lautstark "Fight For Your Right..." mitgegrölt hat und später mal die Beastie Boys besoffen aufm Hurricane "erlebt" hat (und sich dabei in der Menge voll wohl gefühlt hat - yeah!) einen Artikel um des Artikels willen zusammengetackert hat. So sorry.

"[...] Weil nur wenige Bands das Leben so gefeiert haben wie die Beastie Boys. Nicht gefeiert im Sinne von Ibiza. Gefeiert wurden hier die Kunst, der Austausch, die Menschen, die Vielfalt. Und vor allem, siehe oben: Die Freundschaft und was mit ihr möglich ist. Es war eine Freundschaft zwischen uns und den Beastie Boys. Sie haben unsere Horizonte erweitert [...]"

Okay, wow....gehts bitte noch ein bisschen allgemeiner!? Herrgottnochmal, wir sprechen uns nochmal wenn du nach Wolle Petrys Tod den gleichen Dreck in deine Tastatur gehämmert hast, ey.

Nochmal: Es hätte hier schon viel gerettet, wenn du wenigstens auch nur ein bisschen in-depth Informationen für den Leser gehabt hättest...dein Lieblingsalbum von den Kerlen...wann/wie du zum ersten Mal auf sie aufmerksam wurdest...etc. pp. ...irgendwas!
Nicht dass ich durch derartige Zusätze mit einem mal Nachruf-Artikel für sinnvoll halten würde - denn solche Artikel kann man halt auch schreiben ohne dass jemand gestorben ist (gesetzt den Fall man traut sich auch mal was vielleicht nicht ganz so anbiedernd sirupartiges zu schreiben...) - aber wenigstens wär der Unterhaltungswert und die Diskussionswürdigkeit des Artikels dadurch minimal gesteigert.


So. Jetzt is aber auch wieder gut, Eike.
puh.
Hab mich wieder etwas abgeregt.
Also, vielleicht nochmal in aller Freundschaft @ Tim S. - nich persönlich nehmen das Ganze, okay!?
Du hast einfach nur das, hm, Pech, dass ich bereits einiges an Wut/Hass auf dieses ganze verlogene "R.I.P."-Getue angestaut habe, und mir dann dein Artikel in die Quere kam. Passiert halt, sowas!
Also, ...nix für ungut...peace & Frieden usw.


Und tschüss, Freunde...ich muss jetzt nen hammermäßigen Peter&Tobias-Comic zeichnen...watch out 4 that shit, azzlackz!
peace.

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