Montag, 8. Februar 2016

Top-X-Sonntag: Top 5 Rap-Compilations

Kasalla, da isser wieder.Wie 1 verfluchter Phoenix (aus der Asche ich flieg) erhebt sich dieser Blog wieder aus den Trümmern um sich erneut von allen anderen minderwertigen Schmodder-Blogs/-Vlogs und sonstigem Kroppzeug abzusetzen und euch diesen realtalk zu bringen, den ihr lange vermisst habt.
Wie das funktioniert? Easy - ich schreib einfach auf was mich im Feld der Unterhaltung bzw. Musik so umtreibt, würze das ganze mit ein paar abgegriffenen Anglizismen und fertig.

"Wasz Lousz Ike? Warum mussten wir so lange auf den guaranteed hot shit warten, hm?" höre ich euch - zu recht - fragen. An dieser Stelle möchte ich im besonderen homeslice & Labelmate Fionn Birr danken, der mich durch eine epische motivational speech wieder dazu brachte an die Tastatur zu steppen...oder so ähnlich.
Also kanalisierte ich kurzerhand meinen inneren Menderes und sagte mir COM'ON! - NEVER GIVE UP! Selbst wenn ich derzeit noch so viele private und karrieretechnische (!) Baustellen zu bearbeiten habe - ein bissken Zeit für einen dahingeschluderten Blog-Artikel bleibt immer.





Et voila.
In dieser brandneuen Ausgabe der "TopX"-Artikelreihe befasse ich mich mit - ein Blick auf die Überschrift verriet es bereits - mit Zusammenstellungen, Compilations, Samplern...call it what you will.
Das Konzept der klassischen, an Tonträger gebundenen Rap-Compilations ist natürlich in diesen, von Spotify-Playlists, Youtube-Kanälen und Soundcloud-releases zersetzten und ausdifferenzierten Zeiten keinen effin' penny mehr Wert.
Wozu braucht man schließlich noch z.B. einen G-Funk-Sampler auf CD, wenn der Kollege neulich die geilsten Youtube-Videos von 2Pac in einer Playlist gesammelt hat - nice.

Der einstmals geradezu pädagogisch-aufklärerisch wirkende Einfluss einer Zusammenstellung von Rap-Stücken zu einem bestimmten Zeitpunkt ist unter den heutigen Umständen möglicherweise nur noch schwer nach zu vollziehen.
Aber: Genau deswegen scheint es mir heute umso interessanter, quasi durch die Brille eines Rap-Historikers diese - in einer Zeit vor dem Infraweb durchaus als wichtig zu bezeichnenden - Veröffentlichungen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Nun wäre es dabei ein leichtes, die häufig immer uniformer und gleichgeschalteter ausfallenden Meinungen der "community" des Internets wieder zu geben: Yo! MTV Raps Sampler hier, Ultimate Breaks & Beats dort, Street Sounds Electro da drüben....yada yada ya...
Mit so einer replikativen Ästhetik möchte ich freilich nicht in Zusammenhang gebracht werden, weshalb ich mich auf genau die Sampler/Compilations konzentrieren werde,
die mich persönlich besonders beeindruckt slash beeinflußt haben. Point blank period.
Sicher war der erste Def Jam Sampler von '87 seiner Zeit voraus und featurte alle möglichen Stars von morgen und übermorgen...aber was' der handel? Ich hab den nicht gehört damals, und kann dazu nicht viel sagen - also brauch ich auch nicht so tun als ob das der Fall wäre.

Damit wär glaub ich soweit alles geklärt - das heißt wir können direkt loslegen und shit:



5. HIP HOP CLASSICS VOL.1&2 - PRIORITY RECORDS (1996)



THE D.O.C. - FUNKY ENOUGH

GANG STARR - WORDS I MANIFEST


Okay Zeit für ein kleines coming out: Diese(r) Sampler hat mir die wundersame Welt von N.W.A. näher gebracht. Ja, die Sampler kamen erst '96/'97 raus. Ja, zu der Zeit habe ich sie auch ungefähr gekauft. Naja...nun müsste man natürlich noch mein Alter als Referenzwert haben, um daraus Rückschlüsse über meine Hip Hop Sozialisation zu ziehen - aber sagen wir einfach: Ich war ein Spätzünder, [...], pause.
Sowieso hat mich damals - wie sollte es anders sein? - am meisten das Cover beeindruckt. Da es das Internet praktisch noch nicht gab, war man längst noch nicht so übersättigt was visualisierte, dümmlich-symbolische hip hop Klischees anging. Im Gegenteil: Wow fand ich den dude auf dem Cover cool. Hab mir alles genau angeguckt - welche Platten er da rausgelegt hat, was für ne Dosenmarke, welcher Hut genau...wollte ich auch alles genau so haben [talk about materialistisches Rap-Kiddie... - Anm. D. Red.].
Aber mal Faxen bei Seite:
Diese beiden unscheinbaren Sampler waren inhaltlich wirklich enorm on point. "Hip Hop Classics" - no shit, hier war wirklich drin was drauf stand: KEIN Füllmaterial, NUR Klassiker. Und das ist durchaus etwas, was die meisten anderen lackluster compilations vermissen lassen. Da sind dann 50% tatsächliche Klassiker, und 50% nicht-ganz-so-Klassiker drauf, die entweder günstig zu bekommen waren oder gerade kurz Erfolg in den Charts hatten.
In diesem grundsätzlichen Punkt trennt sich eben häufig der gute vom schlechten Sampler: Hatten die Ersteller der Kompilation die Weitsicht, den (häufig vermeintlichen) Klassiker-status eines bestimmten tunes auf lange Sicht voraus zu sagen, oder ließen sie sich von kurzfristig aufkommenden hypes ablenken?
Die hier vorliegenden 2 CDs hatten freilich nicht den Anspruch aktuelle Rap-Hits zu kompilieren. Jedoch war Hip Hop im Jahre 1996 längst noch nicht so alt, als dass man über die "Klassiker" nicht mehr hätte debattieren können:
Das interessante ist - und damit komme ich praktisch zum Fazit - dass alle tunes auf diesen Samplern auch heute noch ohne jeglichen Widerspruch als Klassiker gehandelt werden. Alles richtig gemacht würde ich sagen, 10 Punkte mit Ansage quasi.
Lustig für mich persönlich ist daran, dass mir die meisten der Artists und Tracks damals  - truth be told - überhaupt nichts sagten, und ich erst Jahre später langsam eine Ahnung davon bekam, dass diese Tracks wirklich als "Klassiker" im Sinne der Allgemeinheit gehandelt werden/wurden.
Dass das Priority-Label zudem dazu führen, dass sich einige N.W.A.-classics auf den Samplern wieder finden würden, war mir natürlich auch längst nicht klar.


4. RAPMAN 12 ORIGINAL HITS - SONY (1992)



3RD BASS - POP GOES THE WEASEL

SISTER SOULJAH & ICE CUBE - KILLING ME SOFTLY (DEADLY CODE OF SILENCE)


Ahhh...die legendäre "Rapman"-Compilation von Sony/Columbia aus dem Jahre 1993. Verstaubt und vergilbt lag sie da in einem Oldenburger CD-Geschäft, ungeliebt und gechasst von den Kunden. Liebloses cover, einfallsloser Name, outdated...ein klassischer Ladenhüter eben.
Cue lil' ike da strike: Ich erkenne natürich sofort meine damaligen superhelden Public Enemy auf dem Cover, sehe den nice-price-Sticker und zack! is das Ding meins.
Zuhause angekommen stelle ich allerdings schnell fest: Ich kenne diese ganzen merkwürdigen Artists nicht. Mit 3rd Bass und Serch, Donald D & Konsorten konnte ich damals zumindest theoretisch was anfangen [angelesene Hiphop-knowledge sei dank - Anm. D. Red.], aber...Movement Ex? Joeski Love? Candyman?
Und bis heute muss ich feststellen: Wer zur Hölle hat diese tracklist nach welchen verfluchten Kriterien wie zusammengestellt?! Wurde das ausgewürfelt? Hat da jemand seine Lieblingstracks kompiliert?
Aus heutiger Sicht lässt sich feststellen, dass alle Tracks aus late-91 bis early-92 stammen, was wiederrum bedeutet, dass sie im Jahr der Veröffentlichung des Samplers schon enorm an Aktualität eingebüßt haben müssen. Die bis heute für mich rätselhafte Trackauswahl auf diesem Sampler lässt diesen also in etwa wie das Gegenstück zum obig genannten Sampler erscheinen: Randomness statt sorgfältiger Selection, versuchter/missglückter Gegenwartsbezug statt Klassiker-Zusammenstellung.
Und doch fasziniert mich dieser kleine, nur 12 Tracks starke Sampler bis heute.
Vielleicht liegt es daran, dass er so viele verschiedene Lager und Subgenres aufgreift und repräsentiert: Vom erweiterten Bomb Squad/PE-Umfeld über den damals überall gern gesehenen Serch und seine 3rd Bass Jungs oder die JMJ-weedcarrier-crew The Afros bis hin zur gerade erstarkenden NextSchool via Redman in "Hardcore" oder Ice-T's Rhyme Syndicate in Form von Rap-Urgestein Donald-D...Rap wird hier in gewisser Weise - möglicherweise unbewusst - von seiner kuriosen Seite, seinen Grenzen her ausgelotet. Und das im positiven Sinne.





3. MO' BEATS 5 - HIP HOP QUARTERLY - EASTWEST RECORDS (1994)



DOWN SOUTH - SOUTHERN COMFORT

ORIGINAL FLAVOR - ALL THAT (HARD BEATS MIX)


Nagut, kommen wir zu einer leider ziemlich unter dem Radar gelaufenen Sampler-Reihe aus Deutschland. Die erste Ausgabe der "Mo' Beats"-Reihe stammt aus dem Jahr 1992, und hatte folgenden Anspruch: Wie der Untertitel bereits andeutet, sollten hier die jeweils topaktuellen HipHop-Banger (nicht nur) aus den USA kompiliert werden. Doch damit nicht genug - die Reihe hatte darüber hinaus das Gimmick, dass 99% der dargebotenen Tracks Remixes waren, die den entsprechenden Maxis und 12''es entnommen wurden.
Diese Remix-Affinität scheint mir aus heutiger Sicht nicht nur ein a) gutes weil individuelleres Konzept zu sein, insbesondere um sich von anderen Samplern abzuheben, sondern auch eine b) möglicherweise deutsche Spielart, wie man etwa an anderen erfolgreichen Sampler-Reihen wie der legendären "Maxi Dance Sensation"-Reihe (die ebenfalls fast nur aus remixes bestand) erkennen kann. Für den geneigten Musikliebhaber ist dieses Vorgehen natürlich ein Fest, zumal er so in den Genuss kommt, die eventuell bereits aus Clubs oder Radio bekannten banger im Remix-Gewand zu hören, ohne gleich die entsprechende Maxi coppen zu müssen. Außerdem ist das Sichten von guten Remixes im Hip Hop seit je her eine wichtige Disziplin...wie viele Hip Hop Gassenhauer etwa kennt man heutzutage kaum noch im Original, dafür aber im x-mal cooleren DJ-Sonstwas-Remix?! ebend.
An der Stelle sollte ich der fairness halber allerdings zugeben, dass ich erst sehr recently über diese Sampler-Reihe gestolpert bin (thx again an dr. henk da great & den fairy BS); Die Reihe war mir zwar vom Rang & Namen her bekannt, ich ahnte allerdings nicht, wie gut sie wirklich ist/war.
Auch das booklet bietet großartiges: Im durchaus gut geschriebenen Fließtext erfährt der geneigte Hörer warum welcher Track in welchem Remix auf dem Sampler gelandet ist, und was für einen Impact die einzelnen songs auf die Szene hatten. Supersache!
Ich habe mir als Beispiel den 5. Teil der Serie rausgesucht, erstens weil das der einzige Teil ist, den ich körperlich (auf CD) besitze, und zweitens weil er sehr schön exemplifiziert, warum diese Samplerreihe wirklich sehr nah am Puls der Zeit/Szene agierte:
In dieser 5. Ausgabe lässt sich ein ganz klarer G-Funk Einfluss feststellen, der damals vermutlich einfach nicht zu umgehen war - selbst der DasEFX-necksnapper "Bakknaffek" kommt hier im smoothed-out G-Funk-Mix daher, und Kollegen wie Pac, MC Eiht und Dre dürfen natürlich auch nicht fehlen. Interessanter Weise ist dieser Westküsten-geschwängerte Sound auf dem Vorgänger aus dem Jahr '93 noch kaum bis gar nicht zu erkennen. Da geben sich noch Raggamuffin-Crossover-Künstler die Klinke in die Hand...usw.
Sehr zu empfehlende Serie, nicht nur für Musikwissenschaftler & Rapnerds!




2. BRING DA RUCKS - A LOUD STORY (1997)



SADAT X - LUMP LUMP (NUBIAN MIX)

CELLA DWELLAS - ADVANCE TO BROADWALK


So kommen wir also zum ersten richtigen "Labelsampler" in dieser kleinen Liste. Das kleine aber feine Loud-Label, zeitweises zuhause vor allem vom Wu-Tang Clan, Mobb Deep & Pete Rock - versucht, auf 1er CD eine kleine (Erfolgs)Geschichte ihres Labeldaseins zu zeichnen, uuuund...kann dabei durchaus überzeugen.
Das wirklich grandiose an diesem Sampler ist, dass er die Leute da abholt, wo sie abgeholt werden müssen/wollen, und zwar von Beginn an: "Ruckus"-Intro vom Clan, boom, Aggressivitätslevel: thru tha roof, dann der "Rainy Dayz" remix von Rae - gleich nachgelegt...usw. ...rumpelnd-aggressive Klänge wechseln sich mit melancholischen, '96-Style Mobb-Brechern a la "Drop A Gem On Em" ab. Selbst die Alkaholiks fügen sich super in die sehr stimmungsvolle selection, welche wie bei der "Mo' Beats"-Reihe sehr von Remixes geprägt ist, ein.
Ein ganz besonders großes plus ist für mich bis heute die Tatsache, dass hier nicht nur die Big Names des Labels aufgefahren wurden, sondern auch hie und da was gewagt wurde: Der "Reality"-Remix von Attica Blues etwa ist sowas von schaurig schön und ein Rohdiamant, und fügt sich trotzdem perfekt zwischen X-2-da-Z's auch damals schon hinlänglich bekanntem "Paparazzi" und Rae's ebenso dramatischen "Glaciers of Ice" ein. Passender kann man eine nicht-gemixte Trackauswahl auf einem Labelsampler nicht gestalten, wenn man mich fragt.
Ich habe mir den Sampler damals gekauft, als er rauskam - und hab mich bis heute nicht sattgehört an dem Lachs. So bin ich - dieser Sampler sei dank - z.B. zu einem der größten Yvette-Michelle-marks da draußen geworden. Unter anderem. Weiter geht's!





1. RAP ATTACK - 3 CD - DISKY (1995)



A TRIBE CALLED QUEST - I LEFT MY WALLET IN EL SEGUNDO (VAMPIRE MIX)

D-NICE - TIME TO FLOW


Ha! Auf Platz 1 dieser illustren Liste haben wir eine billig wirkende 3CD Compilation, die nicht nur mit geschmacklosem design und jeder Menge Schreibfehlern aufwartet, sondern auch noch von einer dubiosen, semi-legalen Niederländischen Firma zusammengebootlegt wurde.
Soweit so schlecht die Chancen.
Aber Moment...ein genauerer Blick auf die Tracklist [sofern man denn in der Lage ist, z.B. "Violent movement" als "Stop the violence movement" zu lesen, etc. pp. - Anm. D. Red.] verrät: Das hier ist eine ziemlich ambitionierte Sammlung von Rap-Classics, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von jemandem kompiliert wurde, der seinen Hip Hop kennt.
Auf jeder der CDs sind jeweils nur 10 Tracks, aber...die Zusammenstellung gibt dennoch einen wunderbaren Überblick über alles was Rang & Namen hat/hatte innerhalb der Hip Hop Szene. Und so finden sich Rohdiamanten wie etwa "Dunk The Funk" der Fila Fresh crew oder Eazy's "Boyz N Tha Hood" genau so auf dem Sampler wie ganz ganz frühe Rapklassiker a la "Spoonin Rap" oder sogar "Rapp o' Clap o'"....ach, shit, sogar was vom unsterblichen Blowfly ist darauf vertreten.
Die Native Tongues werden auch represented, MC Hammer (!), Fu-Schnickens usw. usf. ...
Kurzum: Das sehr dahin geschludert wirkende Produkt entpuppt sich als sehr liebevoll zusammengestelltes Produkt, von Kennern für Kenner.
Needless to say dass mir das alles andere als klar war, als ich die CD-Box damals aus ihrem Grabbeltisch-Dasein bei Brinkmann erlöst habe; für mich zählte damals vielmehr "wie viel (Rap)Musik bekomme ich für wie wenig Geld". Nicht gerade connaisseurhaftes Verhalten, klar, aber das Taschengeld war gut investiert.





So, das war's auch wieder mit der diesmaligen Liste...und...weil mich der Kollege Fionn&Only auf mein mangelhaftes cross-media-networking & -advertising aufmerksam machte, will ich nun noch eben auf meine Radiosendung hinweisen.
Vielleicht strategisch nicht gerade klug platziert, aber anywayz:
Gebt euch bei gelegenheit mal die Hip Hop Hurrah Show. Ist eine großartige, von mir und meinem Kollegen DJ Todaii gemixte und moderierte 1-stündige Radioshow, die jeden 1. und 3. Dienstag im Monat um 20.00 Uhr live auf dem Lokalsender Oldenburg Eins zu hören ist. Ooooooder einfach über deren Livestream auf www.oeins.de - easy as pie.

Ach, und weil's eben in dieser digitalen Welt immer noch einfacher und noch bequemer geht, hier einfach mal mein eingebetteter Mixcloud-Account zur Sendung, indem ihr so Archiv-mäßig in allen möglichen vergangenen Sendungen und specials browsen könnt, bidde:




so, genug eure Nerven strapaziert,
tschöööÖss!!! peace.
und so.

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