Samstag, 27. Juni 2015

BULLET - AUGE UM AUGE (1996) - superkurze Kritik.

Okay ich bin also gerade (aus diversesten Gründen, die hier nicht näher erläutert werden sollen) dabei, die Filmographie von Mickey Rourke chronologisch nachzuvollziehen. Während dieses umfangreichen Prozess' stolperte ich neulich über einen wohl häufig zugunsten von Juice oder Above The Rim übersehenen Tupac-Filmklassiker, nämlich "Bullet" aus dem Jahr 1996.



 Das Interessante an diesem Film ist tatsächlich nicht die, ähm, Hauptrolle Nebenrolle Tupacs, trotz der Tatsache dass "Bullet" im Jahr seiner Ermordung veröffentlich werden sollte (und wegen eben dieser dann schließlich um ein halbes Jahr verschoben wurde)...sondern der Umstand, dass Mickey Rourke zu großen Teilen mitverantwortlich für (unter anderem) das Script zeichnete.


Warum ist dieser Umstand erwähnenswert?
Naja, "Bullet" ist im Grunde eine Coming-Of-Age-Geschichte, nur mit dem twist dass hier alle Protagonisten längst erwachsen sind.
Dreh- und Angelpunkt des Ganzen ist eine in Brooklyn residierende jüdische Familie mit 3 Söhnen, die ziemliche Querschläger, ähm, um nicht zu sagen komplette failures darstellen, jeder mit seiner eigenen Macke:
Rourke selbst ist Butch "Bullet", der Gangster & das Drogenopfer, der immer wieder in seine kleinkriminellen Muster zurück verfällt, sobald es eigentlich an der Zeit wäre, Verantwortung zu übernehmen bzw. sein Leben in geregelte Bahnen zu lenken;
Dann ist da der 2. Sohn, Louis, ein vom Golfkrieg gezeichneter gebrochener Mann, der seinen Eltern nur noch zur Last fällt und (augenscheinlich) den ganzen Tag mit der Aufarbeitung und den Konsequenzen seiner erfahrenen Kriegstraumata zu kämpfen hat.
Der jüngste Sohn, Ruby, ist der verkannte Künstler und mitunter auch der verkannte Denker der Familie. Fein, zerbrechlich und praktisch der poetische, intellektuelle Gegenpart zu seinem Bruder Butch.

Was will Ike da Strike mit dieser furchtbar langweiligen Charakterstudie verdeutlichen?!
Einfach, slymez: In allen Charakteren sind die typischen Mickey-Rourke-Themen deutlich erkennbar; Wer mal in den Genuss des von Rourke geschriebenen, sehr guten Films "Homeboy" gekommen ist, kann sehr ähnliche Themen erkennen:
Rourke schreibt stets leicht autobiografische Geschichten, die häufig mit Entscheidungen, crossroads, karrieretschnischen Sackgassen und Professionswahl zu tun haben.
Das klingt ziemlich lame und klischeehaft, ist es in diesem Fall allerdings überhaupt nicht:
Rourke erzählt Geschichten von dramatischen Fehlentscheidungen, kontrafaktischem Festhalten seiner Charaktere an deren eingeschlagenen Lebenswegen (vgl. hierzu Bullets Kriminellen- und Drogen-Karriere, Walkers wissentlich tödlicher Box-Profession in "Homeboy", oder auch Ram's fataler Entscheidung für's Pro-Wrestling in "The Wrestler").

Rourke in "The Wrestler", 2006 - needless to say dass Ike da Strike den Film nicey-nice findet. Aber "Homeboy" und "Bullet" überzeugen mich in vielen Aspekten noch mehr...

Das wirklich erstaunliche an Rourkes Inszenierungen ist dabei, dass es für die bemitleidenswerten aber nichtsdestotrotz sehr realitätsnahen Charaktere seiner Geschichten jeweils kein Happy End gibt. Es gibt keine typisch amerikanische Erfolgsstory, kein Rocky-esques finales Aufbäumen gegen die Unwegsamkeiten und keinen schlussendlichen Triumph.
Rourke schafft also ein stark kontrastierendes Gegenkonzept zum "amerikanischen Traum", indem seine Charaktere nicht bloß Produkt ihrer Umwelt sind, sondern sich - trotz deutlicher Ausstiegsmöglichkeiten aus dem jeweilgen Milieu - aus eigener Initiative für einen bestimmten Lebensweg entscheiden, den sie als den Ihren identifiziert haben.

Mickey Rourke an der Seite vom mächtigen C. Walken in "Homeboy" - ein thematisch ähnlich gelagerter Film wie "Bullet". Filmtipp, Freunde!

Diese inhaltliche Herangehensweise birgt leider die Gefahr, dass das jeweilige Publikum die entsprechenden Filme als "zu düster" oder "zu negativ" abstraft - und genau das ist die allgemeine Kritik gegenüber Filmen wie "Homeboy", "Bullet" oder auch - mit Abstrichen - "The Wrestler".

Hm, nagut, kommen wir nach all dem nerdtalk wieder zum Film zurück:

Pac spielt in dem Film Bullets relativ flach gehaltenen Gegenspieler/Endboss, quasi Rourke's Nemesis, die ihn im Finale des Film - spoiler alert oder so - zur Strecke bringt. Aus Gründen, die eigentlich egal sind, und der allgemeinen Story bzw. dem Inhalt des Films auch keinen Mehrwert bieten.
Um's kurz zu machen an der Stelle:
Pac spielt wie gewohnt recht überzeugend, aber mir fällt ein ums andere mal auf - und das mag jetzt für die meisten trivial wirken - wie wichtig für die Anerkennung seiner Schauspielfähigkeiten seine originale Stimme ist. Ernsthafter Hinweis: Alle Tupac-Filme bitte nur im englischsprachigen Original gucken, falls das nicht vorher klar war. Ich denke es lässt sich sagen, dass je nach Schauspieler die deutsche Synchronisation mal mehr, mal weniger der jeweiligen Acting-skills zunichte macht, aber bei Tupac...ist das ganz dramatisch.


Tupac ist also wiedermal der villain des Films, und das ist im Grunde auch okay so. Interessant finde ich außerdem, dass Rourke's "Bullet"-Charakter in einigen (seiner meist unfreiwillig merkwürdig wirkenden) outfits mehr nach Pac aussieht als Pac selbst, naja anywayz:
Der Film ist super.
Kann ich nur empfehlen.
Das liegt aber nicht an Pacs Beteiligung an dem Film, sorry an der Stelle an alle Pac-Stans da draußen.
Die Qualität des Films liegt in den starken Bildern, der starken Aussagekraft und der ziemlich starken Musik, für die - Achtung! - auch Mickey Effin Rourke verantwortlich zeichnet.
Erwähnenswert ist hierbei, dass der Film ja letzten Endes erst Anfang '97 veröffentlicht wurde, und die ausgewählte Musik zu diesem Zeitpunkt leider schon eeetwas dated erscheint, aber, ey: Rourke wählt einfach mal "Supastar" von Group Home als das opening theme (!) des Films, und davon abgesehen Barry White, Show & AG, Jeru The Damaja, Jay-Z [in den Credits als "J-Z" gelistet, hehe - Anm. D. Red.] und und und.
Wow, der dude hat nen, ähm, interessanten Musikgeschmack, to say the least...


Einziges Problem des Films ist meiner Meinung nach die vordergründige Überladung mit Themen und Motiven; wenn man den Film nicht mit einer stark abstrahierenden Brille betrachtet, können einen die vielen angerissenen und teilweise nur beiläufig bzw. oberflächlich behandelten Themen stark frustrieren oder unzufrieden zurück lassen,
So etwa viele Bereiche des intrafamiliären Miteinanders (hier insbesondere die Rolle der Eltern), bestimmte moralische Fragen in Bezug auf das Kriminellendaseins, bzw. Drogenhandel und -Konsum, Rassismus, das Leben im Gefängnis und die resultierenden psychischen Konsequenzen, latent unterdrückte Homosexualität, und und und: Alles Themen, die angeschnitten, aber nicht abschließend ausformuliert werden.
Ich persönlich kann mit diesem für viele sicher ärgerlichen Umstand gut leben, solange ich die Inhalte des Films per Abstraktion auf einen Nenner bekomme, wie weiter oben grob beschrieben. Aber ich sehe den Punkt, no doubt.
Dieser Umstand spiegelt sich auch in folgendem hochinteressanten featurette zum Film wieder:


Pac beschreibt den Inhalt des Films also als "Schachspiel" zwischen Tank und Bullet, bzw. als Film mit einem anti-rassistischen Hauptthema...während der eine Screenwirter-dude den Film als "Familientragödie" beschreibt - und so weiter.
Beide behalten gewissermaßen Recht, und doch - so zumindest meine Meinung - sind die allumfassenden Themen noch mehr zu verallgemeinern und sind, hm, von philosophischerem bzw. Gesellschaft umspannenderen Ausmaß, um's mal so auszudrücken.

Aber macht euch mal selber ruhig ein Bild davon - ich kann den Film nur empfehlen.

Gut, also - Nach Ike Da Strikes über alles andere erhabener Profi-Meinung ist "Bullet" ein verkanntes Juwel aus der Filmografie Rourkes...als "Tupac-Film" allerdings nur mit einschränkungen zu betiteln, da der dude hier ausnahmsweise mal nicht im Vordergrund steht (was dem Film allerdings gut tut, wie ihr feststellen werdet...).

Peace up (a-town down) & bis demnächst, euer Ike Da HeimKino Strike,
much love & greetings from jah, bless, seen!

Also, an dieser Stelle nochmal der Hinweis sich auch meine bisherigen Pac-Classics Kurz-Reviews reinzuzwirbeln - insbesondere für diejenigen dudes, die sich [ - wie ich - anm. d. Red.] immer schon gefragt haben: "[...]okay, aber wie zur Hölle war 'pac nun wirklich als actor? gut? schlecht? ganz in Ordnung?" ; hier die Linxxx:

ABOVE THE RIM (1994) - Superkurze Kritik.

JUICE (1992) - Superkurze Kritik.

peace und all das,
Euer Kapo des Nordflügels.
Ike da Don Strizzoe.


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