Dienstag, 12. April 2016

Lucha! Lucha! Lucha!

Hey Freunde,

wie häufig & immer mal wieder vergessen wird, befasst sich dieser Blog gerne mit dem Thema Wrestling.
Da der ehrenwerte Chefredakteur dieses Blogs allerdings - zugegebenermaßen - in letzter Zeit nicht auf dem allerneusten Stand ist was das Treiben in der WWE angeht (Wrestlemania 32 mal ausgenommen, versteht sich...), komm ich hier mit nem gänzlich anderen topic um die Ecke, nämlich (you guessed it) Lucha fuckin' Underground.

Diese Wrestlingshow startete in den USA erst im Jahr 2014, ist also noch ziemlich jung, und viele Wrestlingfans hüben wie drüben sind jetzt schon ziemlich aus dem Häuschen slash ziemlich abgenervt.
Um's für diejenigen abzukürzen, die das Konzept von Lucha Underground möglicherweise gar nicht kennen:
Die wöchentlich erscheinende und lange vorher aufgenommene Sendung zeigt Wrestlingmatches (oida wow), eingebettet in einige pre-taped "Backstage"-Segmente, die in ihrer Art und filmerischer Qualität sehr an moderne US-amerikanische Serien erinnern.
Darüber hinaus ist das Grund-Thema und setting der gesamten Serie das altehrwürdige Mexikanische (Freestyle-)Wrestling, das sogenannte Lucha Libre, und demenstprechend kommt die Serie inhaltlich sowie design-technisch mit vielen Querverweisen auf die mexikanische (Wrestling)Kultur daher, von Aztekischen Riten, über Göttermythen, Opfergaben bis hin zu den eben typischerweise maskierten Wrestlern.




Um mein verdict gleich vorweg zu nehmen: Ich finde die Show ziemlich gut; das ist jedoch nur von zweitrangiger Bedeutung für diesen Schrieb hier, in dem es vor allem um Folgendes gehen soll:

Das weltweite Infrahweb und die IWC quillt seit Beginn der Show über an Meinungen, missionarischen Artikeln und Bewertungen/Vergleichen zu Lucha Underground.

Häufig liest/hört man Verlautbarungen, die Serie sei "[...] nicht nur etwas für Wrestling-Fans", sondern für "jeden Serien-Fan". Sie vermische Serien-Elemente mit Wrestling, und sei mehr so etwas wie eine "Serie über eine Wrestling-Show".
Noch besser: Viele sehen in Lucha Underground die erste Wrestling-Show, in der die Kontrahenten tatsächliche real-life-Ziele verfolgen, ihre eigenen Agenden und Motive haben - wodurch sich die Wrestlingshow eben schlussendlich eher als Serie qualifiziert.


Das alles halte ich für absoluten Käse.
So unangebracht ich den Vergleich von einer Wrestlingshow zur Nächsten (z.B. Raw im Vergleich zu Impact!) im Normalfall halte, bei Lucha Underground lohnt es sich, die Serie an sich mal danach abzuklopfen, was sie einem im Kern wirklich bietet:

Bei Lucha Underground bekommen wir in einer Stunde ca. 3-4 absolut reguläre Wrestlingmatches, mit allem drum und dran, Publikum (wenn auch [teilweise? - anm. d. Red.] staged), einem kompetenten live-Kommentatorenteam, eine wiederkehrende ringannouncerin, the whole shebang eben.
Die matches folgen den üblichen Wrestling-"Regeln", welche natürlich im Grunde nicht existieren, weshalb es hier und da - völlig nachvollziehbar - ein paar tweaks und Änderungen gibt. So etwa die Aufforderung an die Referees, "mehr durchgehen" zu lassen, um spannendere/gewalttätigere matches zu haben, die Tatsache dass es keine "rematch-clauses"-bei einem Titelverlust gibt, und dergleichen mehr.
Es gibt einen (großen) Titel, und dazu noch einen entsprechenden "midcard"-Titel, und natürlich die üblichen match-stipulations für besondere Abschlüsse von Fehden und Storylines etc.
Speaking of storylines, ja, die gibt es natürlich auch, und sie folgen den üblichen Gesetzen, Motiven und Symbolen wie im US-amerikanischen Wrestling seit Dekaden üblich:
Der eine mag den anderen nicht, der eine hält sich für besser als der andere, der eine hat dem anderen was Böses angetan, und und und. Gut gegen Böse, face gegen heel; Verstrickungen hier und da, in äußerst seltenen Fällen mal Überschneidungen von 2 unabhängig laufenden Fehden, und so weiter.
Eine Folge Raw zu gucken würde genügen um zu sehen: Das läuft hier genau so ab. Vielleicht nicht so düster, und nicht so lange vorproduziert - aber der Inhalt ist der gleiche.
Sicher, die Segmente zwischen den Matches und die kleinen vignettes und Einspieler sind gut gemacht, und sind auch so schön grimdark, wie ihr Serien-Leute das gerne mögt, nur: Es sind halt nicht mehr als Backstage-Segmente.
Es schmerzt mich euch das so schonungslos beizubringen, aber: Das alles ist absolut normaler Wrestlingalltag.

Ihr ganzen LU-Fanboys da draußen müsstet euch also, zumindest wenn ihr mit einem Wrestlingfan in Diskurs tretet, was anderes überlegen, was die show in euren Augen "so besonders" macht. Der ganze obig beschriebene Kram kann es jedenfalls objektiv betrachtet nicht sein.


Aaaalso, will ich mal versuchen euch eine Alternative Argumentation anzubieten, warum die Show so göttlich ist:

Sie ist neu.
Punkt.
That's that.
Das grandiose an Lucha Underground ist, dass die Wrestlingshow bei NULL startet, bzw. starten kann - es muss nicht so getan werden als wenn es die Promotion schon sehr lange gibt. Der Zuschauer bekommt Charaktere wie Dario Cueto (der im übrigen einen superjob macht, und beinah die ganze show trägt), Puma & Konsorten von Punkt 1 an vorgestellt, und kann deren Entwicklung - völlig überschaubar - innerhalb der nächsten x Wochen nachvollziehen. Da es sich in der Mehrheit um maskierte, für den casual-Wrestlinggucker "unbekannte" Wrestler/unbeschriebene Blätter handelt, ist es einfach, die Dudes & Dudettes mit völlig neuen Gimmicks anzubieten, oder diese wahlweise erst im Laufe der Show zu entwickeln/etablieren (siehe z.B. Drago & Aerostar, Killshot, und und und).
Ich kann mich noch gut erinnern, wie Dario völlig übereuphorisch und mit heiserer Stimme das erste Lucha Underground Laddermatch angekündigt hat - das war ein großartiger Moment, der genau diesen "freshness"-Faktor verdeutlicht hat: Da man eben noch keine 500tausend Sendungen auf dem Buckel hat, ist es einfach, mit kleinen Höhepunkten und noch-nicht-gezeigtem Interesse beim Zuschauer zu erzeugen. Und, fuck, wie gut das funktioniert:
"Aztec Warfare" z.B. ist nichts weiter als ein simples Wrestlingmatch, praktisch ein 20-Mann-Rostershowcase gewesen, aber gilt schon jetzt als absoluter Klassiker und Höhepunkt der "1. Staffel". Genauso "Ultima Lucha", sozusagen der ppv-Ersatz, ähem, das "season finale" der Show.


An dieser Stelle nochmal zur Sicherheit: Nicht falsch verstehen - ich mag Lucha Underground sehr, und bin ein großer Fan...aber die Argumentation pro-Lucha Underground erscheint mir stets etwas übers Ziel hinaus zu schießen oder schlicht inhaltlich falsch zu sein.
Der Punkt ist:
Wenn Serien-Fans, die keine expliziten Wrestlingfans sind, sich Lucha Underground gerne angucken, dann...bin ich nicht nur etwas verwirrt, sondern muss mich auch fragen:
Wie anspruchslos müssen eure drölfzigtausend Ami-Serien sein, wenn ihr Lucha Underground - trotz der Tatsache dass es sich um eine simple Wrestlingshow handelt - wegen der, ähm, "deepen storylines" und "subplots" guckt!? Puh.

Aber noch was anderes, wieder die Wrestlingobserver unter euch adressierend:
In den besten Momenten [die viele von euch vielleicht fälschlicherweise als die schwächsten Momente abgespeichert haben - Anm. D. Red.] hatte TNA schon lange vor Lucha Underground sehr ähnliche Segment-/Design-Ansätze.
Erinnert euch an die (unsägliche) Aces&Eights story - mit all den schönen Backstage-Segmenten aus dem "geheimen" Clubhouse, "[...]irgendwo versteckt" in den Katakomben der Impact Zone...:
Ihr ewigen deutschen Miesmacher habt damals immer schon gejammert, wieso die denn da Kameras hätten und ähnliche Klugscheissereien.
Ha, jetzt kommt Lucha Underground mit genau dem gleichen Stuff um die Ecke, und ihr feiert es. Check yoself,
Oder wisst ihr noch, wie Jeff Hardy damals als TNA-Champ für kurze Zeit einige Segmente hatte, in denen man aus dem Off seine Stimme hören konnte, die einem sozusagen seine Gedankenwelt mitgeteilt hat? Das war Next-Level-Shit...aber das habt ihr damals nicht kapiert, und ihr würdet es heute nicht kapieren. Naja abwarten, bis euch Lucha Underground auch diese Idee auf dem Silbertablett präsentiert. In düster und blutig mögt ihr das dann vielleicht.

So. genug des Hasses. CERO MIEDOOOO!!!!!

Bis demnächst!
Euer Ike Da Streezy.



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