Sonntag, 18. Dezember 2011

All City - "Metropolis Gold" (1998) - unabhängige Kritik.

hallo Freunde der obskuren Rap-Klassiker von vorgestern...
heute will ich mich mal etwas ausgiebiger mit einem meiner absoluten Lieblingswerke der frühen Jiggy-Ära (Ende der 90er) befassen:
Dem ewig vergessenen und einzigen Album der Eintagsfliegen-Crew All City, "Metropolis Gold", aus dem Jahre 1998.

Diese Platte wird immer mal wieder von mir hervorgekramt wenn ich den ganzen totgehörten Quatsch in meiner Plattensammlung mal wieder leid bin...deshalb kann ich - so glaube ich zumindest - wohl ein relativ pointiertes Urteil über dieses Album fällen. Aber dazu später mehr...

Beginnen wir - wie immer - erstmal mit dem Cover:





OK - ähnlich des Wyclef-Covers oozed dieses Cover Jiggyness.
Anfang bis Mitte der 90er hätte man sich für ein solches Albumcover geschämt und gefragt wo denn zur Hölle die Hoodies und brennenden Mülltonnen geblieben sind - aber wir schreiben das Jahr 98, und da zählen andere Dinge.
Nämlich Hi-Tek-Next-Level-Clean-Shit...einmal in Hochglanz bitteschön, baby!
Im Gegensatz zu dem doch wenigstens technisch gut gemachten Wyclef-Albumcover sieht dieses Cover dabei allerdings so aus wie vom kleinen Cousin next door zusammengetackert.
Was soll diese Aufteilung? Die weichgezeichneten Konterfeis der Interpreten hätten auch definitv nicht sein müssen...oder irre ich mich? Schlimmes Stil-Durcheinander.
Aber eigentlich ein ganz guter Vorgeschmack auf das, was einen auf der Platte erwartet...


...Doch vor dem Quark vielleicht erstmal ein paar Takte zu All City, denn, tja...wer zur Hölle ist das eigentlich?!
Nun, All City ist eine Crew bestehend aus 2 dudes, J. Mega und Greg Valentine (an der Stelle schonmal props für den Namen...), die aus Brooklyn kommen und iiirgendwie mit Onyx zu tun haben/hatten. Wie auch immer.
Auf jeden fall haben sie sich - so die romantisierte Entstehungsgeschichte - bei nem Lyricist-Lounge-Freestyle kennengelernt und machen seit '93 zusammen Mucke.

Ich denke mal es war zu Großen Teilen auch Onyx' Verdienst (zumal sie als "executive producers" des Albums ge-credited sind), dass derart hochkarätige Hip Hop Produzenten Beats für dieses Album beisteuerten.

Achja, falls ihr euch fragt, woher ihr den Namen "All City" kennt, oder warum ihr denkt dass ihr den schonmal gehört haben könntet....wahrscheinlich deswegen:


All City - The Actual von universalmusicdeutschland

Jo. Diese single, unüberhörbar von Premo produziert (wobei es sich meiner Meinung nach um einen der besseren Premier-Beats aus dieser Schaffensphase handelt...), war schon ein kleiner Überraschungs-Hit, der die Crew gut im Game hätte platzieren können.

Doch allein dieser Track, und auch das dazugehörige Video, lässt schon erahnen, warum es mit dem langfristigen Erfolg dann doch nicht klappen sollte:
Als ich das Video damals 98 im TV gesehen habe, hab ich nichtmal gecheckt, dass es sich bei All City um nur 2 dudes handelt. So viele grimmig dreinblickende und rumfuchtelnde Kerle im Video...so viele Kostüme - ich hab damals gedacht All City wär ein riesen Konglumerat an Rappern.
Dazu kommt, dass die Stimmen nicht sonderlich "spektakulär" oder "einzigartig" klingen. Ok, man kann den einen Typen vom anderen unterscheiden - und mir ist klar dass nicht jeder ein Q-Tip oder Nine sein kann...aber haben sie einen Wiedererkennungswert in ihren Stimmen?! Naaaja.
Und dann ist da die Technik: Die beiden Typen können - das macht allein dieser Track unmisverständlich klar - sehr gut rappen. No doubt.
Aber darüber hinaus: Reimen sie innovativ? Noch nie dagewesene Wortkombinationen und Stile? Einzigartige Wortspiele? - Nope.
"Auf der Höhe der Zeit" wäre bei den Jungs von All City wohl das treffendste Prädikat.

Aber gut...das war die (lead-)Single...geben wir den Jungs doch nochmal auf Albumlänge die Chance, sich zu profilieren und im Spiel zu positionieren bzw. ihren einzigartigen Charakter herauszuarbeiten.

Dazu - wie bereits gewohnt in meinen Reviews - zunächst ein kleines selbstgebasteltes Albumsnippet, welches all euch dudes, die dieses Album nicht besitzen, die Möglichkeit bietet euch auch eine Meinung zu bilden...checkt das:


jo.
Ok, wie nach dem Hören sicherlich keinem entgangen sein sollte - das komplette Album ist absolut super abgemischt und erfüllt die höchsten audiophilen Standards (jajaja, wer in meinem Snippet Digital-Crackles hört, darf sie behalten...suckaz...[Anm. d. Red.])
Das Problem ist nur:
Bei dem bereits kurz angesprochenen wilden Produzenten-Mix (wir reden hier im übrigen von absoluten Hochkarätern wie Premier, Pete Rock, Clark Kent, Rockwilder, EZ Elpee & Fredro Starr...) kommt einfach kein "Album"-Gefühl zustande.
Auch wenn sich für mein kleines snippet sicher das ein oder andere problemlos ineinander mixen ließ, wird man das Gefühl nicht los, eine Ansammlung von potentiellen Single-Anwärtern zu hören.
Das fehlen jeglicher kleiner Skits oder Interludes trägt weiter zu diesem Eindruck bei.


Ein weiterer Punkt, der deutlich auffällt, ist darüber hinaus der offensichtliche Verzicht auf Gastauftritte anderer MCs (von dem kleinen Cameo-Auftritt der Onyx-Jungs mal abgesehen...).
Nun kann man diesen Punkt für gewöhnlich bei Rap-Alben aus den 90ern als positiven Aspekt verbuchen...
...ich denke allerdings, dass ein paar features in diesem speziellen Fall der Platte gut getan hätten.

Und zwar weil der weiter oben bereits angesprochene fehlende Wiedererkennungswert von Mega & G.V. dadurch etwas hätte reduziert werden können.
Oder anders ausgedrückt:
Man hätte, z.B. durch, sagen wir mal ein random Wu-Tang-feature, die beiden All-City-Typen wesentlich mehr hervorheben können, weil man sie neben den bereits bekannten MCs leicht hätte heraushören können.

So bleiben es halt immer nur Mega & G.V. - G.V. & Mega ...in allen erdenklichen Kombinationen.
Dazu kommt, dass der eine von den Kerlen (weiß gar nicht genau, welcher) auch noch teilweise als (recht solider) Sänger eingesetzt wird...
Aber auch diese Tatsache wird kaum hervorgehoben, und so muss ich entweder bereits wissen, dass der eine von den Kerlen auch noch singt...oder mich ewig fragen: "Wer ist eigentlich dieser Sänger da!?"
Eigentlich merkwürdig, dass mit der Situation, dass der eine Typ sowohl singt als auch rappt, so zurückhaltend umgegangen wird.
So ein Talent würde heutzutage wesentlich mehr exploited werden.


Einen weiteren definitiven Streitpunkt des Albums bieten die Texte.
Aber nicht etwa weil sie so super-explizit oder innovativ wären...nein, nein:
Sie sind einfach nur so elendig stumpf und zugleich hoch-technisch.

Ich hab mir vor dieser kleinen Kritik mal diese Bewertung bei Allmusic.com durchgelesen, und ich gebe ihnen in ihrem Haupt-Punkt eigentlich absolut recht:
Die beiden Typen rappen um des rappens Willen, und nicht um irgendwelche deepen messages und sonstige inhaltlichen Aussagen zu transportieren.
Mit dieser Methode stehen sie Ende der 90er sicher nicht alleine da, und ich persönlich finde diese Einstellung auch alles andere als verkehrt. Ich mag diesen Ansatz sogar. Aber ich kann halt verstehen, wenn Leute sich darüber beschweren, dass die inhaltliche Essenz des Albums in 1-2 Sätzen erklärt ist.


Die beiden machen in ca. 17 von 17 Tracks klar, dass sie entweder "[...]7 digit figures" einstreichen, oder zumindest einstreichen werden, denn sie sind auf jeden fall "[...]destined for this paper".
In JEDEM Track wird Don P. gesippt, Chrystal gespillt und Bubbly gepoppt...und und und...
Das volle Flossin'-Programm halt.
Besonders grotesk wird dieser "Inhalt" natürlich, wenn versucht wird, auf naive Art und Weise thematische Songs zu kreieren, wie z.B. im unvermeidlichen Lovesong "Daydreaming"...in dem es dann heißt:
"[...]Baby, Baby, Baby/ take a ride in my Mercedes//", oder noch besser "[...]come back, come back, honey/ And I'll give you all my money//" ....haha, da werden noch echt Gefühle transportiert!

Wer bei sowas akute Aggressionen oder Brechreiz bekommt, der sollte sich von dem Album tatsächlich lieber fern halten...

Ich hingegen finde sowas allerdings ziemlich amüsant, zumal man ja a) weiß, dass den beiden eben nicht der "ganz große Wurf" mit diesem Album gelungen ist....und b) die beiden Rapper eben Techniker durch und durch sind, die einfach keinen verfluchten Wert auf Inhalte legen. Passt schon.


Also kommen wir auch schon zum Ende dieser kurzen Kritik und damit zu meiner persönlichen Bewertung dieses Albums. Tha Verdict:


Mit 4 Del Rios kommt "Metropolis Gold" vergleichsweise gut weg, insbesondere wenn man mein Rating mit dem von www.allmusic.com vergleicht.
Aber ich bin wohl einfach zu sehr Rap-Nerd um Mega & G.V., die beide für sich genommen einfach sehr gute Rapper sind, einfach so abzustrafen.
Klar, es befinden sich 1-2 Totalausfälle auf dem Album, aber ich finde dennoch schade, dass ein derart solides Album mit durchgehend hochqualitativen Beats & Raps keinerlei Beachtung finden konnte (auch wenn mir die Faktoren, die zum Miserfolg des Albums führten, durchaus bewusst sind...).
Ich für meinen Teil hätte zumindest gerne gesehen, wie sich All City noch weiter entwickelt hätten, wenn man ihnen die Chance dazu gegeben hätte...

Hier nochmal, in Ermangelung jeglicher Bilder von All City, das Video zur Pete-Rock-produzierten Single "Priceless"...viel Spaß:





OK, das war's dann mal wieder mit meiner kleinen Review-Ecke...
Ich werd in Zukunft noch viele weitere vergessene Alben aus den fucking dungeons of rap hervorkramen und für euch (und mich!) nochmal unter die Lupe nehmen....stay tuned, oder so.

Peace Freunde!


achja....bevor ich's vergess'...:
Guckt euch - wenn euch diese Kritik wenigstens ein bisschen gefallen hat - auch gerne meine älteren Kritiken an! Um euch den Weg und das Gesuche durch meine bisherigen Blog-Einträge zu ersparen, hier nochmal ne Liste der vorangegangenen Reviews (sind ja noch nich so viele, nech...) :

1. Audio Two - "What More Can I Say?" (1988)
2. Remy Ma - "There's Something About Remy. Based On A True Story" (2006)
3. Big Daddy Kane - "Looks Like A Job For..." (1992)
4. Wyclef - "The Carnival" (1998)
[Where Are They Now?! - Meli Von Skills En Masse]

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