Donnerstag, 1. März 2012

LL Cool J - "Radio" (1985) - unabhängige Kritik.

Jaui, ...nachdem mich der werte Blogger-Kollege Fionn [unbedingt seine "Notorious H.A.F.T."-kurzreview durchlesen - sehr gut auf'n Punkt gebracht, das! - Anm. D. Red.] darauf aufmerksam machte, dass es ja wohl ne bodenlose Frechheit und hochgradige Blasphemie (gleichzeitig) gewesen sei, großmundig eine LL Cool J Alben-Review-Welle zu starten, und dann prompt nicht mit "Radio", dem Erstlingswerk LLs, zu beginnen...

...OK, here's the deal:
Ich formulierte zwar auch bei meiner "Walking With A Panther"-Kritik bereits, dass ich "Radio" halt einfach aktuell nicht oft gepumpt hab, ...andere Alben dafür aber umso mehr, weshalb ich mich außer Stande sah, mit "Radio" zu beginnen - aber da wurde mein Geschreibsel wohl wiedermal nur halbherzig überflogen!
Egal: Ich werde nun, brav und reumütig wie ich nunmal bin, diese Albumkritik nachholen.

Hier ist sie nun also.
Uuuuuund los geht's!

Also erstmal zu meinem persönlichen Verhältnis zu diesem Album: Obwohl es schon so 1996 gewesen sein muss, als ich mir dieses Album auf CD kaufte, war "Radio" das erste LL-Album in meinem Besitz.
Das ist deswegen vielleicht interessant, weil dieses Kaufverhalten ein bei mir wiederkehrendes Muster darstellt - erstens hab ich damals immer gern "am Anfang" der Diskographie eines Künstlers, den ich für interessant hielt, angefangen diesen zu verfolgen (dasselbe galt bei mir damals auch für PE, BDP, Run-DMC, Ice Cube & Cypress Hill). Und zweitens - dieser Punkt scheint mir für diese Kritik wichtig zu sein - stand ich immer auf alte Drumcomputer-Sounds.

Trotz der damaligen Radio-tauglichen Hits von Leuten wie Cool J konnte ich durch die Vorgehensweise, immer erstmal das Debutalbum auszuchecken, sicher stellen, keinen in Vergessenheit geratenen 808-Kracher zu verpassen.
Doch nun zum Sonderfall "Radio":
Trotz 808-Drumsounds bis nach Meppen...hat mich dieses Album damals nicht umgehauen. Speziell im direkten Vergleich mit anderen Def Jam Künstlern aus der Zeit hatte "Radio" damals bei mir echt nen schweren Stand...

...so, back to 2012 - ich würd sagen wir legen erstmal wieder - wie gewohnt - mit ner Cover-Analyse los...:



Jo. Ein bis heute ziemlich cooles weil für Rap-Verhältnisse besonderes Cover.
Weder sieht man das Konterfei des Interpreten darauf...noch gibt es sonstige eye-catcher. Nichtmal ein fancy Logo lässt sich ausmachen. Einfach nur ne Boom-Box; ein "Radio" halt.
Wie ich schon in einer anderen LL-Kritik anmerkte, wird das Konzept der dezenten Zurückhaltung in Sachen Cover-Artwork jedoch im weiteren Verlauf der Karriere des Uncle L mehrmals radikal über den Haufen geworfen. Was hier noch wie ein sehr sophisticated approach wirkt, wird in den Folgejahren mehr und mehr als Glücksgriff enttarnt. Naja, wat soll's....schönes Cover allemal.

Widmen wir uns also als nächstes den Singleauskopplungen...von denen es - typisch für LLs Alben - ne Menge gab. Allerdings glaubte man damals wohl noch nicht uneingeschränkt an die Macht des Videos, weshalb es für keine der Singles ein offizielles Video gab. Schade eigentlich.


Wie dem auch sei - an dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass der Track "I Need A Beat" schon knapp ein Jahr vor release des Albums erschien. Dieser Track wird heute häufig als absolute LL Cool J Durchbruchs-Nummer geadelt und genießt (nicht nur) im Internet sowas wie absoluten Legendenstatus und Unantastbarkeit.
Hm.
Dazu folgendes von meiner Seite: Ich persönlich habe den Rummel/hype um "I Need A Beat" nie komplett nachvollziehen können. Ich persönlich finde die Nummer gut, das ja, aber war sie wirklich so bahnbrechend? Oder wegweisend?
Ich sehe es eher so: LL Cool J hatte meiner Meinung nach 1984/85 mit einem derartigen Stil eigentlich einen recht schweren Stand, denn sein großes Vorbild T La Rock (man kann tatsächlich den starken Einfluss von La Rock auf LL bei "Radio" permanent raushören...) produzierte zur etwa selben Zeit an der Seite von Kurt Mantronik einen ganz ähnlichen Sound. Harte, knochentrockene 808 Drums, wenig Verspieltes/Melodie...und dazu eine sehr klar verständliche Stimme mit ordentlich Druck.


Hört man sich die damaligen T La Rock banger nochmal genau an, wirkt "I Need A Beat" eigentlich nur noch vergleichsweise blass und kaum progressiv.
Doch auch ohne den - für einige vielleicht nicht zwingenden - T La Rock Vergleich erschließt sich mir der bis heute anhaltende Konsens "I Need A Beat = greatness" nicht, denn...allein die artverwandten Def Jam releases...(siehe frühe Beastie Boys, Run-DMC's 2. Album oder gar die frühen Original Concept Sachen...) verfolgten zumeist eine recht ähnliche Soundästhetik, waren "I Need A Beat" jedoch in Komplexität und Innovationskraft doch weit überlegen, wie ich finde.
Oder übersehe ich hier was?

Anywayz - nach "I Need A Beat" verging wie gesagt noch einiges an Zeit, bis dann das Album released wurde...und man kann die "alten" Beats bzw. den "alten" Stil noch gut von neueren, komplexeren Passagen unterscheiden, wenn man sich das Album anhört.

Achja...damit ihr mitreden könnt (falls ihr das Album nicht kennt), hab ich hier wieder eins meiner patentierten Ike-Da-Strike-Hommade-Snippets fertiggestellt....geb euch das mal, da bekommt ihr nen ganz guten Gesamteindruck vom Album:



(falls dat Dingen nicht funktierniert, hier wahlweise der divshare-link...:)



Kennt man Nelson George's (Autor des Buches Hip Hop America/XXX - Drei Jahrzehnte Hip Hop[- kann man sich übrigens gut mal geben...Anm. D. Red.]) Ausführungen zum damaligen impact von LL Cool J und seinem Debutalbum, so kann man beim Hören des Albums ganz gut nachvollziehen, was dieser mit "teenage Energy" gemeint haben könnte:
Die latente Aggressivität (ich denke man kann durchaus behaupten, dass diese Aggressivität quasi fester Bestandteil von ernst zu nehmender Hip Hop Musik geworden ist...), ergibt im Zusammenspiel mit den absolut minimalistischen und trockenen Beats und der deutlichen Vortragsweise eine brodelnde und treibende Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann. Dieses Album liefert definitiv nicht gerade den Soundtrack zum Entspannen und Seele-baumeln-lassen, that's 4 sure.


Was mich allerdings damals an dem Album enttäuschte, und was mich auch heute noch ärgert, ist die schwankende Qualität, sowohl im audio-Bereich (völlig unterschiedlich abgemischte Songs, Stimme mal zu laut, mal zu leise...usw. usf.) als auch im musikalischen:
Ich wurde (und werde) beim Hören das Gefühl nicht los, dass "Radio" eine Single-Compilation darstellt, die noch mit Füllmaterial angereichert werden musste, um sich schließlich als Album zu legitimieren.

Nun darf man natürlich mit derartigen Alben aus der frühen Phase der kommerziellen Rap-Musik nicht zu hart ins Gericht gehen, klar, denn es gab kaum Erfahrungswerte auf dem Gebiet der (konzeptionell angelegten) Rap-Alben, und Rap fand nach wie vor hauptsächlich auf Maxis/12"s statt.
Dennoch wäre ich zufriedener gewesen, wenn sich bestimmte Tracks auf dem Album nicht so arg ähneln würden: "Dangerous/I Need A Beat/I Can't Live"... sind allesamt Tracks wie aus einem Guss...ebenso wie die Nummern wie "Rock The Bells" und "You Can't Dance", als uptempo-Nummern mit Percussion-samples als hook-Ersatz.
Das gesamte Album wirkt wie ein Experiment, ein Versuch...mit einzelnen Spitzen und großartigen Momenten...aber ansonsten keinerlei "Album"-feeling oder Spannungsbogen.

Viele (möchtegern) Rap-Nerds haben heutzutage sofort ihr stereotypes Schnellurteil für "Radio" parat, indem sie das Album mit Etiketten wie "B-Boy Manifest" oder ähnlich ungreifbarem versehen...aber ich kann nur sagen: Das mag für einzelne großartige Tracks, die auf dem Album zu finden sind, stimmen...aber der Rest!?
"You'll Rock"!? "I Want You"!? "I Can Give You More"!? "Dangerous"?!...ich finde das sind alles absolute Versatzstücke, at best.
Dazu bekommt man noch eine Art zusammengeschnittenen "Skit", ...was im Grunde irgendwelche acapella-Studio-Blödeleien von LL und Kollegen gewesen sind.
Sicher, auch hier kann man wieder sagen:
"Jaaa, Eike, dieser Skit is ja wohl legendär, ey, wie oft wurde das bitteschön gesamplet/verwendet, hm!?"
Klar, sag ich, aber was genau sagt das über die Qualität dieses Skits aus, dass DJ Premier daraus die hooks für zig songs gebastelt hat!? Eher nix.
Wenn man "Radio" einfach mal nur für sich genommen betrachtet, merkt man wie viel B- und Füll-Material das Album (...trotz den lediglich 10 Tracks...), und, ja, dazu gehört eben auch dieser Skit, enthält. Sorry Leute.

Also, nochmal zusammenfassend, damit's auch der letzte versteht:
Das Album kann man sich dank einer handvoll absolut großartiger Tracks durchaus anhören...jedoch wird man gleichzeitig das Gefühl nicht los, dass der Rest lieblos um diese Tracks herumgebastelt wurde, ohne dabei so etwas wie ein Albumgefühl zu kreieren.
Wer die Gassenhauer wie "I Need A Beat", "I Can't Live Without My Radio" und "Rock The Bells" schon kennt - und davon ist in höchstem Maße aus zu gehen - verpasst eigentlich nicht viel, wenn er das Album nicht kennt/hört [bis auf das meiner Meinung nach durchaus coole "That's A Lie!" - Anm. D. Red.].


Diese Wahrnehmung des Albums führte beispielsweise damals bei mir dazu, dass ich mir die nachfolgenden Alben "Bigger And Deffer" sowie "Walking With A Panther" gar nicht mehr zulegte. Ein paar Jahre später...nachdem ich die Alben dann bei meinem Bruder zu hören bekam, wurde mir klar, dass mein einstiger quasi-Boykott-Entschluss ein vorschneller gewesen ist. Damn, son.

Finale Wertung:


Ich finde ich bin mit meiner Wertung noch ziemlich fair: Die 3 ADRs gibt's vor allen Dingen für die rohe lyrische Energie des damals 16-jährigen (!) LL Cool J, die es schafft, auch dem letzen hingerotzen Track auf diesem Album etwas Leben einzuhauchen.
Über die Vorzeige-Tracks dieses Albums braucht man im Grunde keine Zeile mehr verlieren, dazu haben sich andere schon zur Genüge geäußert - mir bleibt eigentlich nur noch, vor diesem Album als "Album" zu warnen. Denn das ist es nicht. Eine nette Maxi-Ansammlung allerdings schon. peace.

...zum Abschluss vielleicht noch folgenden T La Rock Antworttrack auf LL's "Rock The Bells"

tja Freunde...wenn ihr mich fragt - und um's mal den gängigen Internetjargon zu bemühen:
Mantronik >>> R. Rubin & Jazzy Jay combined.
Da kann der wiki-Artikel zu "Radio" noch so blumige Formulierungen für LL's Debut finden...


oooohkay, das war's dann zu diesem Album, Freunde.
Next up - wie sollte es anders sein - das den mainstream/crossover-Erfolg einleitende, mächtige "B.A.D. (Bigger And Deffer)"-Album...don't sleep!
Und nicht vergessen:
"You dance like fat old lady - not sayin' that fat old ladies ain't nice/ but every time you try to get one move right - the old lady then did it twice//"
Frieden!

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