Ayyyoo, herzlich willkommen liebe Freaks & Fratzen; es ist dann doch mal wieder an der Zeit, einen meiner (vergleichsweise) beliebten Top-X-Artikel zu droppen.
Lange Zeit war es still um diese Rubrik, aber das soll sich nun mit einem Artikel ändern, der mir persönlich sehr am Herzen liegt no homo.
Und zwar soll es um einen meiner absoluten Lieblings-Acts in Sachen 90er-Hiphop gehen, nämlich Naughty By Nature.
"öh, ike, naughty by nature!? hip hop hooray oder was?! Voll die wacken clowns, diggy, was willst du mit denen?!" denkt sich nun sicher der eine oder andere geneigte Leser und/oder Slyme, also rechtfertige ich diese Liebhaberei gleich mal vorweg.
Also, Leute, danger - kurzer Exkurs in Sachen Naughty by Nature:
Die Crew formierte sich bereits Ende der 80er als vergleichsweise inspirationsarme und wenig zwingende Eintagsfliegen-Rapcombo "The New Style" [ein Gedenkmoment an dieser Stelle für einen an Kreativität kaum überbietbaren Namen [...], wow, proBz jungs! - Anm. D. Red.].
Es bleibt an der Stelle festzustellen, dass The New Style bereits genau aus den Mitgliedern bestand, die dann, ab ca. 1991, als Naughty By Nature Erfolge über Erfolge feiern sollten, und zwar: Treach [wird im übrigen Trätsch ausgesprochen, kids - nicht "trietsch", wie man fälschlicherweise meinen könnte - Anm. D. Red.], der main Rapdude, sein Rapkollege Vinnie, und der Produzent Kay Gee.
Wie, unter welchen Umständen, und wann genau dann der Namenswechsel und damit auch die neujustierung und Neuausrichtung statt fand, kann ich gar nicht genau sagen [bemüht halt einfach den wiki-artikel über die Jungs - hab grad kein Bock drauf yo - Anm. d. Red], möglicherweise hatte das ganze auch etwas mit Zusammenschluss der Crew mit dem Künstlerpool von Queen Latifah's damals ziemlich mächtiger Flavor Unit zu tun. Dunno.
Wie auch immer - was dann geschah...lässt sich sicher einfach in (Verkaufs)Zahlen und ähnlichen Instanzen belegen, aber mir ist folgender Punkt besonders wichtig:
Naughty By Nature haben den 90er Boom-Bap Hip Hop erfunden. So. Zack. Swallow that, no homo.
Yeah, you read it right.
Ich finde, man kann den Einfluss von Naughty By Nature auf die gesamte Ästhetik von Hip Hop in den 90ern - und das schließt musikästhetische Aspekte genauso mit ein wie modische, darstellerische, das komplette Selbstverständnis und den gesamten kulturellen Kontext - nicht genug betonen.
So ist etwa das Bild des "Hip Hoppers", als eine Art über-cooles, betont lässiges Individuum - mit zwar grundsätzlich rebellischer Attitüde, aber auf der anderen Seite einer Vielzahl von weltlichen Lastern erlegenen, hedonistisch anmutenden Charaktereigenschaften, ist das Bild, was einem heute erscheint, sobald man an den HipHopper denkt; weite, gemütliche Klamotten, ein schleppender, Zombie-hafter Gang, sowie eine durch und durch chiffrierte und für Aussenstehende stets kaum zu verstehende Geheimsprache zeichnen dieses Bild weiterhin aus. Die Musik dazu, quasi der soundtrack zum Lifestyle, ist natürlich ebenso betont lässig, unaufgeregt und eher langsam oder gar bei Zeiten meditativ.
Vom sprachlichen Aspekt mal abgesehen ist dieses immernoch omnipräsente Bild jedoch ein Produkt der 90er Jahre. Es gab alleredings - das mag einige von euch asswipes erstaunen - schon vorher Hip Hop und somit auch Hiphopper. Huch!
Die sahen anders aus. Die gaben sich anders. Die haben auch andere Musik gehört. Die waren nicht zwangsweise "betont lässig", oder - shocker - die hatten nichtmal notwendigerweise weite xxxl-Klamotten an. Die wärmten sich im stets unerbittlich kalten New Yorker Winter womöglich nichtmal rituell an der symbolhaften brennenden Mülltonne.
Okay, was will ich damit sagen? - Easy: Das klischeehafte Bild des Hiphoppers, welches noch bis heute wirkt und sich auch regelmäßig und gebetsmühlenartig reproduziert, ist mit Beginn der 90er Jahre entstanden, und - an der Stelle kann/darf man natürlich gerne anderer Meinung sein als yours truly - ist von Naughty By Nature als eine der ersten Gruppen, die dieses Bild in seiner Gänze aufgegriffen haben, forciert und geformt worden.
Der Ausgangspunkt hierfür war natürlich in erster Linie die Musik: Kay Gee verstand es, die zumeist experimentellen und/oder hektischen Beats der späten 80er Jahre um zu modellieren und in einem vereinfachten, poppigen Gewand zu präsentieren. Der Produktionsweise von Kay Gee kann dabei nicht genug Respekt gezollt werden: So schaffte er es in kürzester Zeit, einen glasklaren und sauber klingenden Trademarksound zu erschaffen, an dem sich in der Folge zig myriaden an Produzenten abarbeiteten und orientierten. Denn Kay Gees sound war poppig und eingängig, und doch auf der anderen Seite eben noch "ruff" genug, um auch hartgesottenen Hip Hop fans zu genügen.
Ein sound für Millionen. Literally.
Und in der Folge kam das Image, bzw. die oben angesprochene Ästhetik: Dicke Daunenjacken, Wollmützen, Baseballschläger, gefährliche und finster dreinblickende Gestalten im Video, die vielzitierten brennenden Mülltonnen, Timbaland Boots, schnöde, gußeiserne Gelenk-Ketten um den Hals statt der bis dahin angesagten Gold ropechains. Das war die Geburtsstunde von Boom-Bap, wenn man mich fragt. Und diese Klischees haben sich bis heute gehalten.
Von diesen ganzen Punkten abgesehen war Treach darüber hinaus ein absoluter Über-MC. Das ist vielen heute nicht mehr klar, aber Treach hat eine ganze Generation von MCs mit seinem sehr schnellen, mehrsilbig gereimten Stakkato-Stil geprägt und beeinflusst. Viele andere Rapper dieser Zeit zitierten ihn, oder nannten ihn als Haupteinfluss, und das nicht ohne Grund.
Vinnie hingegen...hm...naja war halt mehr so ein Anhängsel.
Aber nun genug davon, und auf zu den diesmaligen Top 5.
Dieses mal werden von mir die 5 meiner Meinung nach eindeutigsten Naughty By Nature Kopien gelistet.
Theoretisch ließe sich diese Liste noch wesentlich ausweiten, aber ich habe mich mal auf 5 Nennungen beschränkt, bei denen man den Einfluß meiner Meinung nach am deutlichsten und unverfälschtesten erkennen/heraushören kann.
Jauiee....viel Spaß dabei....here we go now - holla if you hear me though:
5. KSQUAD - OLD TIME PROVERBZ (1994)
Okay, fangen wir mal harmlos und unscheinbar an. Die K Squad war eine zieeemlich kurzlebige Hiphop-Kombo Anfang bis Mitte der 90er, die erstaunlicher Weise sogar ein Album, "Realmz of da bushez" vorzuweisen hat. Ganz offensichtlich handelt es sich um eine reggae-beeinflusste Hiphop-kombo, allerdings ist ihr Ansatz ebenso simpel wie durchschaubar. Was einem auf "Old Time Proverbz" beispielsweise geboten wird, ist ein verfluchtes Sleng Teng Riddim Sample und einige Flavor-Unitesque horns .wow, meine Güte, klischeehafter geht's nun wirklich nicht mehr. Und zu allem Überfluss - und das ist auch einer der Hauptpunkte, wo ich den Naughty-Einfluss sehe - wird einem im Text erklärt, dass Reggae/Hiphop-Crossover gerade sehr angesagt ist, und warum das so ist, und warum man das feiern sollte.
Hier sehe ich parallelen zu Naughty By Natures inhaltlichen Ebenen, indem auch bei Treach & Co. häufig "Szene-Interna" ausgeplaudert bzw. für die breite Masse erklärt und erläutert werden. Slang wird für die nicht-Hiphop-affinen Hörer dechiffriert, Hiphop-interne Witze, Redewendungen und kulturelle Zusammenhänge heruntergebrochen und so simpel dargestellt, dass auch das hinterletzte weiße Vorstadtkid den Kram feiern kann (siehe nicht zuletzt Hip Hop Hooray, welches sich einer ganz ähnlichen Thematik bedient]. Die Raps sind hier allerdings ziemlich holprig und wenig spektakulär, speziell auch wenn man das releasejahr (1994) einbezieht. Hm. Naja, anhörbar ist der track trotz allem! peep it.
4. FUNKE LEFTOVERS - I LIKE THE GIRLS (1992)
Okay, weiter zur nächsten Kuriosität:
Über die Crew Funké Leftovers weiß ich tatsächlich noch weniger zu berichten als zur obigen KSquad. Das einzige was ich weiß, ist dass es sich bei dem vorliegenden Track - der B-seite zur einzigen Maxi der Crew, "Quiet Is Kept" (übrigens auch eine 1:1 "OPP"-Kopie...), um einen ziemlich lupenreinen Naughty By Nature Rip-Off handelt. Warum!? Ganz klar: Erstens ist der beat eingängig und für 1992er-Verhältnisse stark standardisiert und für einen möglichen Pop-appeal vereinfacht, mit erneuten Flavor-Unit-typischen Horns, einfachen Alibi-Scratches von DJ Polo (!), und, das wichtigste: Der Text ist so eindeutig vordergründig & bewusst light-heartet, unbedarft und inhaltlich einfach gestrickt, das es fast wehtut. Vergleiche hierzu sämtliche Naughty Hits wie "OPP", oder "Everything's gonna be alright" oder jeden anderen x-beliebigen track von den dudes. Die etwas höhere Stimme des Rappers erinnert zwar nur entfernt an Treachs auch nicht gerade basslastige delivery, aber lässt den Einfluss erahnen, und vor allem wird hier auch versucht, die hohe Silbenanzahl-patterns von Treach zu imitieren (woran der Rapper allerdings mangels skillz teilweise scheitert und das ganze leicht holprig und amateurhaft anmutet). Ch-ch-check!
3. BROTHERS UV DA BLACKMARKET - RUFF NECK STYLE (1992)
Die Brothers Uv Da Blackmarket wurden an dieser Stelle tatsächlich schonmal von mir gefeatured, und zwar bei den Top5-Alkoholkonsum-Tracks...aber in diesem Artikel müssen sie definitiv nochmal in Erscheinung treten:
Zu sehr orientieren sich sämtliche Produktionen der Crew an Kay Gees poppiger Produktionsweise, zu sehr ähneln die Stimmen der Rapper denen von Vinnie und Treach, zu sehr sind die Themen der Songs vereinfacht und auf Mass-appeal zugeschnitten, und zu sehr sind die BUDBM darauf erpicht, Mitgröl-Hymnen wie ihre großen Vorbilder zu kreieren.
Eigentlich bei so viel liebe zum Detail schon fast unerklärlich, warum die BUDBM eben nicht den Durchbruch geschafft haben. Hm.
Ich mag die dudes eigentlich recht gerne. Die nehmen die Sache mit dem Kopieren sehr ernst, und all ihre Sachen sind hochgradig anhörbar. Nur halt in hohem Maße unoriginell. Naja, irgendwas is ja immer.
2. ONYX - STIK N MUVE (1993)
Oha!!! Whut da frigg! Jetzt lehnt er sich aber weit ausm Fenster, dieser Ike Da Don Streezonelly!! Dreht er jetzt völlig durch!? - Mitnichten.
Ich bin der Meinung, dass Onyx - so erfolgreich die Gruppe auch in der Folge geworden sein mag - im Grunde eine 1:1 Reißbrett-Kopie der Jungs aus New Jersey gewesen sind, und zwar geformt und geschaffen nach dem Geschmack von Jam-Master Jay, dessen Protegés Onyx schließlich waren.
JMJ war schon immer ein zertifizierter New Jack Swing Connaisseur, und man merkte bereits an seinen vorigen Projekten, wie zB den Afros, dass ihm viel an einem möglichst massentauglichen, poppigen crossover sound gelegen war, ohne dabei gänzlich die Hip Hop Wurzeln zu ignorieren.
Naughty By Nature müssen in dieser Hinsicht für ihn sowas wie die imaginäre angehende Glühbirne dargestellt haben, und er wusste: Sowas brauche ich auch.
Also wurde eine Crew aus mehr oder minder talentierten aber dafür umsomehr charismatischen Schreihälsen rekrutiert, die dann ein möglichst martialisches, und in dem Aspekt noch über das Vorbild Naughty By Nature hinaus gehendes Auftreten haben sollten, aber auf der anderen Seite ein musikalisch vergleichsweise cleanes Soundbild mit dem Hang zu Hymnen und Partykrachern aufweisen sollten. Auch ein Logo mit hohem Wiedererkennungswert musste natürlich her, und so wurde, analog zum gefährlich wirkenden baseballschläger-logo von Naughty, das heute ikonenhafte "grimmiger Smilie"-logo von Onyx geschaffen.
Siehe for further reference auch das hinlänglich bekannte und ausgenudelte "Slam", eine Art wildere Version von Hip Hop Hooray, wenn man mich fragt. "Stik N Muve", der titel den ich hier wählte, vom ersten Album, sportet zudem einen ziemlich positiv anmutenden Beat, was die Naughty By Nature Nähe noch weiter unterstreicht.
1. RAW MATERIAL - FACE BEFORE THE POOKIE (1992)
Nagut, das hier ist dann wohl hands down der unverblümteste und unmisverständlichste Versuch, die Erfolgsformel von Naughty By Nature zu emulieren. Puh.
Hört euch den track bitte mal an, ernsthaft. Auch wenn euch der Backkatalog von Naughty nicht so geläufig sein sollte....das merkt ihr auch!
Okay, uff, wo fang ich da an?! Hier passt einfach alles: Die Thematik, die vom Selbstverständnis näher an "Written on ya kitten" oder halt "OPP" nicht sein könnte, dann der leicht verdauliche und wenig sperrige Beat (inklusive - was wohl? - wunderschönem horns-sample, normaler move), dann der EXAKT kopierte Treach-Reimstil; das ist ziemlich beeindruckend...gleiche silbenanzahl, gleiche Art der Doppelreim-Setzung, gleiche fucking Stimme, for cryin out loud, und was ich am lustigsten finde ist auch dieser Treach-typische unorthodoxe einstieg in die Strophe, der hier auch wiederum SEHR stark an z.B. den legendären "Put me on a planet, damnit..."-Einstieg bei "It's On" erinnert...herrlich.
Die Kerle haben auch nur diese eine Maxi rausgebracht, dann war's schon wieder vorbei...aber...nice try, jungs! Mit ein bisschen mehr Eigenständigkeit hätte ich den dudes durchaus eine Chance für die Zukunft vorausgesagt, keine Frage.
So, das war's dann wieder für dieses mal.
Habt ihr noch irgendwelche sachen hinzuzufügen, oder seid mit irgendwelchen Nennungen nicht einverstanden oder seht den Rip-Off nicht?! Oder seid ihr - das könnte natürlich gut möglich sein - nicht einverstanden mit meiner gezielt polarisierenden Überhöhung von Naughty By Nature als Erfinder vom modernen Hiphop-Bild?! Nicht zögern - einfach kommentieren...mich beschimpfen...mir feedback geben! Ganz wichtige Sache.
Also, wenn ihr das soweit verdaut habt, gibts dann nächsten Sonntag wieder ne weitere Ausgabe der TopX-Artikel, so mein Zeitplan es zulässt (muss halt in meinen Terminkalender gucken, ob ich da noch was freischaufeln kann, nech, klar.)
So, peace und bis demnächst ihr slymebags!
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