Joo, hallo Freunde.
Inspiriert durch diesen, sicher nicht in jeder Hinsicht stimmigen & überzeugend formulierten Artikel (<---click dat shit!), will ich mal meine, sich in letzter Zeit immer weiter verdichtenden Gedanken zum groben Thema "Statusbericht Deutsch(c)rap" in Worte fassen.
Zunächst sollte geklärt werden, dass ich mich tatsächlich nur grob mit den angesprochenen Aspekten aus oben genanntem Artikel befasse...mir geht's vielmehr um eine allgemeingültigere Analyse zum status Quo von Rap aus/in Deutschland.
Der Aufhänger, bzw. den erleichternden Einstieg, welchen mir der oben genannte Artikel bot, ist lediglich der, dass es momentan ne ganze Menge deutschen "HipHop" in den brach liegenden Charts und auch den Medien im allgemeinen gibt.
Marterias und Caspers, aber auch Sidos, Bushidos, Kollegahs, KIZs, Prinz Pis...meinetwegen auch Cluesos, Fanta4s und Max Herres und dergleichen mehr tummeln sich in einer Grauzone des Erfolgs irgendwo zwischen Internetfame, unaussagekräftigen Chartplatzierungen, Fernsehen, Klingeltönen & ausgedehnten Deutschland-Tourneen.
Ich denke, und dies ist der Schritt, den ich bereit bin weiter zu gehen als der vorliegende Artikel, die aufgezählten Künstler haben interessanterweise eins gemeinsam:
Alle haben sich zu irgendeinem Punkt in ihrer musikalischen Laufbahn aktiv dazu entschieden, sich so weit wie eben möglich von einem dogmatisierten HipHop zu befreien.
Die Mittel und Wege, um den ach so schicksalhaften, limitierenden und Käuferschichten negierenden HipHop-Mantel abzustreifen, könnten dabei nicht unterschiedlicher und mannigfaltiger sein:
Die einen kehren ihr scheinbar "Innerstes" nach Außen und bieten ihren Hörern einen Emo-lastigen, gedankenversunkenen seelenstriptease-Soundtrack, mit schön vielen live eingespielten Streichern und Pianos, um ihre verletzliche Seite zu unterstreichen...wieder andere behaupten einfach, "nie ein rapper" gewesen oder gewollt haben zu sein, nur um im Anschluss von Abzieher-Geschichten oder geplatzten Koks-Deals zu, äh, rappen. Noch andere, modernere Taktiken beinhalten die klassische Persiflage oder Parodie auf Hiphop-Klischees (ein move, der schon vor Dekaden gut funktionierte, siehe "Nordisch by nature" oder auch "Türlich, Türlich"), oder die bloße Anhäufung moderner popkultureller oder politischer Tendenzen (songs über facebook, Wahlen, dubstep, Essen oder Klamotten).
Nun mag der geneigte Head entgegnen: "hey, ike...was is daran verkehrt?! Themenvielfalt is doch was feines!", und, klar - im Grunde ist das schon richtig. Der entscheidende Punkt ist für mich nur der, dass bei den obigen Beispielen stets tunlichst vermieden wird, sich in einem Hiphop-Kontext zu positionieren.
Oder, ums genauer auf den Punkt zu bringen, der in dem Artikel beschworene "Alleshörer" wird dort abgeholt, wo er steht:
Der Flatratesäufer-und-Randale-Macher, der ansonsten eigentlich kaum Musik hört, bekommt ein entsprechendes Hiphop-pendant, der von Selbstzweifeln zerfressene Teen mit Minderwertigkeitskomplexen bekommt seins, und der BWL-Student oder Handyklauer oder sonstwer bekommt ein anderes.
Um's nochmal deutlich zu machen: Mir geht's hier nicht um eine irgendwie geartete "zurück-zum-Ursprung"-Zeigefingermoral - ganz im Gegenteil: Ich bin einer der größten Gegner von Uniformierungs- und Dogmatisierungzwang im HipHop.
Leute, die meinen, als "echter Hiphop-head" müsse man auch dieses oder jenes mögen/machen...wie Turnschuhe & Kappen toll finden, StarWars-Figuren sammeln, "deine Mudder..."-Witze witzig finden, diese oder jene Drogen konsumieren - und anderes wiederrum meiden wie der Teufel das Weihwasser (lange Haare, andere Musik gut finden, der deutschen Sprache mächtig sein & Lesen/Schreiben können...), sind für mich absolut uneigenständig denkende Nachmacher und -plapperer.
Was mich stört, ist der fehlende Kontext.
Ich muss mich doch als Konsument von obig gelisteten Künstlern irgendwann fragen, warum der Künstler überhaupt das Medium "Sprechgesang" oder "HipHop" gewählt hat. Wäre nicht vielleicht eine andere Vortragsweise sinnstiftender? Oder eine andere Musikform? Wo genau besteht noch der kontextuale Bezug zum Hiphop?
Ich kann schon verstehen, dass der gemeine facebooknutzer, Student und ClubMate-Trinker nicht gerade durch nerdige HipHop-Querverweise oder halb-ironische Stieber-Twins-Zitate etc. pp. angesprochen wird, schon klar, aber....nunja wie soll ich sagen, so leid mir's tut, aber: that's hiphop, folks.
Ich sehe das Defizit der aktuell "erfolgreichen" (jaja, sehr dehnbarer Begriff nowadayz...) Deutschrap-Acts also vor allem darin begründet, dass sie es nicht vermögen, einen modernen Hiphop-Kontext herzustellen.
Sie können nur entweder "...derbe krass flashen, digger [...]", "...mit tighten skillz Opfer im Battle zerficken [...]" auf der einen, oder eben gar keinen Hiphop-Kontext wahren, auf der anderen Seite.
Was meistens noch unangenehmer ist: Sie kommen womöglich ursprünglich aus einem klassischen Hiphop-Umfeld, wollen jetzt auch nicht auf diesen Stempel verzichten, sich aber dennoch weitestgehend von diesem Klischee distanzieren.
Das gestaltet sich schwierig für sie.
Muss es aber absolut nicht sein.
Das Ergebnis eines solchen Hybridversuchs ist (u.a.) folgendes:
Ich treffe auf einer Party meinen ehemaligen Nachbarn, welcher sich - so meine Beobachtung - augenscheinlich nicht sonderlich für Musik interessiert; man kommt ins Gespräch, ich erzähle ihm dass ich eine Hiphop-Radiosendung mache, und und und. Die unvermeidliche Äußerung seinerseits: "Joa, Hiphop hör ich eigentlich überhaupt nicht...aber KIZ sind Gott!!"
Ok. Soweit kein Problem.
Nur wenn die gesamte Mainstream-musiklandschaft nur aus Parodie-, Mitgröhl-, Kleinkriminellen- oder Emo-Hiphop besteht, hört "Hiphop" bald überhaupt keiner mehr. (...) Aber XXX sind Gott!!
Catch my drift?
[Das für mich erschütternde war, dass, als ich besagten Nachbarn dann auf Gitarrenmusik ansprach (Gott weiß, warum!?!), erwiderte er, ohne die Parallelen selbst zu bemerken, wie auf Knopfdruck: "nee, Rockmusik mag ich gar nich....aber Tenacious D sind saugeil!".
Das erinnerte mich dann schon wieder an die - sicherlich ebenso diskussionswürdige - These eines Bekannten, die besagt, dass heute erfolgreiche urbane Musik nur noch als Parodie auf eben solche funktioniert. Er hatte dabei speziell KIZ im Kopf...aber Tenacious D passt da natürlich genauso gut.]
Das ärgerliche für mich ist also lediglich, dass oft der Weg des geringsten Widerstands gewählt wird. Dieser bedeutet scheinbar für viele Künstler, die Scheiße-unterm-Schuh aka den Hiphopkontext zu minimieren/negieren, und dem kaum Musikinteressierten zu entsprechen, indem man dessen Interessen außerhalb von Musik in den Fokus rückt.
Ich finde, Beispiele wie Huss & Hodn zeigen, dass es anders geht. Der Retrogott und Hulk Hodn sind as Hiphop as it gets, ....und dennoch sind sie everybody's darling, in jeglichen sozialen Netzwerken sind ihre zigtausend Youtube-Videos immer wieder gern gesehen/gepostet, und und und.
These: Man muss einfach nur gut genug sein, dann kann Erfolg auch neben Hiphopkontext koexistieren.
Anderes gutes Beispiel: Morlokk Dilemma. Ein Typ, der mit seinem beängstigenden, von mir immer wieder gerne mit Necro verglichenem content durchaus von der üblichen represent/keep-it-real-Hiphop-formel abweicht. Dennoch, und das ist wichtig, "bekennt" (oh Gott das hört sich schlimm an...) er sich zum Hiphopkontext, zu vergangenem Hiphop-Kram und überhaupt. Und auch hier gilt: Er wird auch von den bereits zitierten "Alleshörern" zumindest akzeptiert. Kein Problem also.
So, puh...das erstmal dazu. Mehr fällt mir auf anhieb nicht ein. Vielleicht zu nem anderen Zeitpunkt mehr zu dem Thema.
peace, Freunde!
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