Freitag, 6. April 2012

LL Cool J - "B.A.D." (1987) - unabhängige Kritik.

Ok Leute, ich hab mich nun erfolgreich ein paar Wochen um diese Kritik gedrückt, weil...naja...weil zu diesem Album womöglich schon zu viel gesagt wurde, und ich mich eigentlich außer Stande sehe, da noch etwas sinnstiftendes hinzu zu fügen.

Aber sei's drum...nun is der Moment gekommen, und ich widme mich hiermit feierlich dem 2. Album von Def Jam Artist LL Cool J, welches den klangvollen Namen "B.A.D." [Bigger And Deffer - Anm. d. Red] trägt.
Das Album ist - wie dem Titel dieses Artikels zu entnehmen - 1987 erschienen, das heißt seit dem Debutalbum "Radio" sind zu diesem Zeitpunkt lediglich ca. 18 Monate vergangen.

Dieses Album markiert sicherlich den Aufstieg/Wandel von LL Cool J als Rapper zu einem ikonenhaften Charakter, weshalb "B.A.D." für viele das Album von LL schlechthin darstellt...

Doch fangen wir doch einfach - wie immer - im Kleinen an, indem wir uns dem Cover dieses Werks widmen...




Jau. Wie in meinen anderen Cool-J-Reviews bereits angemerkt, sehe ich die ersten 3 Alben cover-wise in einer recht interessanten Entwicklung: Während das "Radio"-Cover noch durch seine explizite Zurückgenommenheit und Schlichtheit überzeugte - und vor allem dadurch verblüffte, dass man nicht das Konterfei des Artists darauf zu sehen bekam - war bereits das Cover des dritten Albums, "Walking With A Panther" derart vollgestopft und überladen mit Symbolen, Requisiten und selbstdarstellerischen Elementen, dass der gemeine Konsument völlig verwirrt zurückgelassen wurde.

Das Cover von "B.A.D." stellt nun konsequenter Weise das Bindeglied (no homo) zwischen diesen beiden Extremen dar:
Ja, wir bekommen den Künstler auf dem Cover zu sehen (was aufgrund mittlerweile überbordender medialer Präsenz wohl auch ein wirtschaftlich sinnvoller Zug war...).
Ja, wir sehen ein Gebäude im Hintergrund (war das seine alte Schule oder sowas? - correct me if I'm wrong, plz...) und dass er auf ner Karre steht...aber im Vergleich zu "Walking With A Panther" wurde hier noch sehr sparsam mit der Menge an sichtbaren Elementen umgegangen...
Die LL Cool J "Logo"-Problematik hab ich ja auch schon in den anderen reviews angesprochen: Ich finde den LL Cool J Schriftzug in diesem Fall z.B. sehr gelungen...mit den beiden überlappenden "o"s und shit...aber naja. Das ganze hielt halt auch nur für dieses Album (und evtl. die Maxi-Cover).

Now that we got that Shit out tha way, kann ich euch zum wiederholten Male eines meiner selbstgemachten patentierten Album-Snippets zum Hören anbieten, damit ihr a) während des Lesens eine akustische Untermalung habt (ein im Multitasking-Zeitalter unabdingbares feature, Freunde), sowie b) einen Eindruck vom Album und dessen Sound bekommt, was sicherlich zum Verständnis dieser Kritik beiträgt.
Also, fahrt euch den Lachs mal rein:






Der über-nacht Erfolg des Erstlings, "Radio", war derart überwältigend, dass LL innerhalb weniger Monate zum Aushängeschild Def Jams wurde, (für damalige Verhältnisse) häufig in den Medien auftauchte und in der Konsequenz seinen "Geheimtip" bzw. "Untergrund"-appeal weitestgehend verlor...


So. Die Frage die sich dem geneigten Hip Hop Konsumenten zu diesem Album nun stellte und auch heute noch stellt, ist: Würde sich LL - das Cover deutet diese Entwicklung bereits an - als Person mehr in den Mittelpunkt stellen, privatere und persönlichere Themenbereiche ansprechen und sich den Anforderungen an einen quasi-Popstar fügen?

Diese Fragen können jedoch alle recht eindeutig mit "hell no, tha fuck you been thinkin?!" beantwortet werden, soviel sei an dieser Stelle schonmal kurz vermerkt...aber widmen wir uns dem ganzen Quatsch wieder im klassischem IkeDaStrike-Review-Format Schritt für Schritt, was bedeutet dass wir als nächstes einen Blick auf die Singles werfen werden.


Die erste Singleauskopplung, das mächtige "I'm Bad", erschien ca. 1 Monat vor dem Album, und verifiziert eigentlich die eingangs erwähnte Entwicklung von LL Cool J - vom "Rapper" zum "Popstar" - ganz gut, und trotzdem...tja, trotzdem ist "I'm Bad" einfach mal ein superharter energiegeladener Hip Hop Track.
Und hier sind wir wieder genau an dem Punkt, der den gemeinsamen Nenner mit allen zukünftigen LL-Alben bildet: Die ständigen sell-out- und "ahh...er macht jetz' sicher nur noch in Pop & R&B..."-Vorwürfe seitens der hardcore Hiphop-Hörerschaft...und die trotzige, alle Zweifler lügen strafende Antwort von Cool J...aber seht selbst:


LL Cool J - I'm Bad von lachula

okay...zugegeben: Das Video ist absolut lächerlich, und man ist fast froh, dass es zu den Singles von "Radio" noch keine Videos gegeben hat...
Naja auf der anderen Seite...verkörpert dieses Video, mit all den nackten Oberkörpern, dem Rumgezappel, den coolen Typen im Hintergrund, den Mädels, dem hektisch scratchenden DJ usw. eigentlich einfach nur die rohe Essenz von Hip Hop Videos...aber da darf man sicherlich anderer Meinung sein.

Nach "I'm Bad" kam dann wie gesagt erstmal das Album selbst, und dann, einen Monat später, die 2. Single "I Need Love".
Naja. Über diesen Track ist ja nun wirklich viel gesagt worden - ich will halt einfach noch hinzu fügen, dass dieser Track meiner Meinung nach zusammen mit "I'm Bad" eine Art Sinneinheit bildet; quasi die vertonte Zusammenfassung der beiden Pole in LL's Karriere. Seine Karriere in a nutshell, sozusagen.
Gebt euch noch eben das Video:


Ll Cool J-I Need Love von lachula

Gut, "I Need Love" mag man für komplett kitschig, cremig und sirupartig halten...mal ganz zu schweigen von dem supernaiven und plakativen Inhalt...schon klar.
Aber: Das Ding war damals wie heute die Blaupause für alle folgenden Rap-Balladen-Versuche.

Wenn man sich "B.A.D." mal im Ganzen anguckt/hört, stellt man außerdem fest, dass "I Need Love" tatsächlich der einzige Song in diese Richtung ist; alle anderen Albumcuts sind str8 up hardcore rapshit.
Wenn man bedenkt, dass allein der Vorgänger, "Radio" zumindest 2 derartige Tracks enthielt, merkt man dass man diesem Album evtl. Unrecht tut, wenn man es auf diesen einen Track reduziert...


...deswegen will ich an dieser Stelle auch mit dem Thema "I Need Love" schließen, und mich dem Album als Gesamtwerk widmen.
Das Ding ist, dass "Radio" noch fast komplett von Rick Rubin produziert wurde, weshalb das Album diesen typischen "early-DefJam"-Sound sportet. Für "Bigger And Deffer" ist nun in erster Linie wichtig zu wissen, dass Def Jam als Produktionsteam die vergleichsweise unetablierte L.A. Posse engagierte.
Ich muss ehrlich gestehen, dass mich die Arbeit der L.A. Posse nicht vollständig überzeugt, denn vor allem die vielen sehr schnellen, hektischen Nummern finde ich eher anstrengend.
Klar, 87 hat man gerne auch mal schnellere Tracks produziert [auch weil man zu der Zeit immernoch keine Formel für "tanzbaren" HipHop gefunden hatte...siehe dazu auch meine BDK "Looks Like A Job For..."-Review - Anm. D. Red.], aber bei Nummern wie "Get Down", "Let's Get Ill", "Go, Cut Creator Go" usw. bleibt für mich nicht viel hängen, bis auf die Tatsache dass Uncle L auch diese schnelleren Cuts sehr souverän bedienen kann, no doubt.

Jo...was für mich das Album aber dann doch wieder interessant macht, sind gut überlegte und effektvolle Tracks wie "Kanday", "I'm Bad", und das für mich herausragende "Bristol Hotel".
Diese Tracks erscheinen mir runder, soundtechnisch geschlossener und allgemein "fertiger" als diese zacki-zacki, schnell-schnell Nummern.


Insgesamt ist "B.A.D." für mich ein ähnlich schwieriges Album wie der Vorgänger, nur aus gänzlich anderen Gründen:

Im Gegensatz zu "Radio" gibt einem "B.A.D." durchaus ein stimmiges Album-Gefühl; die Tracks sind alle zumindest ähnlich abgemischt und durch Tracks wie "I'm Bad", "I Need Love" und auch das Outro-artige "Doo-Wop" wird sogar so etwas wie eine Spannungskurve erzeugt. Durch den Skit "On The Ill Tip" wird außerdem ein Querverweis zum Erstlingswerk erwirkt, auf welchem ja auch bereits ein ähnlicher kleiner Studio-Skit zu hören war.
LL Cool J bleibt darüber hinaus seinem "regular B-Boy"-Image absolut treu, indem er kaum bis gar keine persönlichen Texte/Songs anbietet, dafür aber umso mehr harten, kompromisslosen Hip Hop Kram.

Das alles ist gut.

Was ich - wie bereits gesagt - nicht so gut finde an "Bigger And Deffer", ist die Musik an sich.
Viele Tracks haben meiner Meinung nach eine zu beliebige und zu wenig eigenständige Ästhetik. Sind häufig einfach nur schnell/laut/hektisch oder alles zusammen.
Das ist natürlich reine Geschmackssache und objektiv nicht zu erörtern, weshalb ich darauf auch gar nich so rumreiten will...für mich ist es halt einfach so. Punkt.


Das interessante ist dabei für mich: Nach diesem Album (welches einen Mega-Erfolg für Cool J und Def Jam darstellte...) quittierte die L.A. Posse um Mastermind Bobby "Bobcat" Erving ihren Produzenten-Dienst (klassischerweise gings um Ca$h-Differenzen...), und nur einer der Kerle arbeitete an "Walking With A Panther" weiter - welches für mich um einiges ausgereifter, überlegter, und, ja, besser klingt als "B.A.D." (yep, I said it).

Das heißt - und, klar, das bezieht sich natürlich nur auf meinen ganz eigenen Geschmack - dass wahrscheinlich der Kerl (Dwayne Simon heißt er), der schon bei "B.A.D" maßgeblich an der Produktion der von mir favorisierten Tracks gearbeitet hat, später auch derjenige war, der das für mich großartige "Walking With A Panther" produzierte. Anders kann ich mir nicht erklären, dass genau die Soundästhetik der auf diesem Album noch seltenen Tracks beim darauf folgenden Album den durchgehenden Sound bestimmen sollte.
Schon lustig.
Für mich ist also nach "B.A.D." alles richtig gelaufen, wenn man so will...auch wenn der gute Bobcat es gerne so darstellt, dass "Walking With A..." genau durch seinen Weggang so ein finanzieller Reinfall wurde...yada, yada, yada....shutupayaface!


Einen anderen - womöglich mit dem obigen zusammen hängenden - Erklärungsansatz bietet eventuell auch das Veröffentlichungsjahr.
Ich bin nun kein ausgemachter Hip Hop Historiker, auch wenn sich dieses Bild einigen jüngeren Lesern mitunter aufzwingen könnte, aber ich habe schon häufiger gelesen/gehört, dass 1987 nicht gerade ein "gutes" Jahr für Hip Hop Mucke darstellte. So rein Innovationstechnisch.
Die Euphorie der mid-80s, was die ersten Sample-Versuche plus Drumcomputer anging, war verflogen, und die Weiterentwicklung von Hip Hop drohte wohl tatsächlich etwas zu stagnieren.
1987 sind - so denke ich - nicht viele interessante Hip Hop Alben veröffentlicht worden. Mir fallen zumindest kaum welche ein.
Public Enemys Erstlingswerk erschien in diesem Jahr, ok, aber wie man Mittlerweile weiß lief das nicht so sonderlich gut.
1988 wiederrum bietet ein völlig anderes Bild...mit Klassikern wie "It Takes A Nation", "Strictly Business", "By All Means Neccessary", "Straight Outta Compton"...you name it - alles kam in diesem Jahr raus.
Es ist fast so als wenn '87 die treibenden und progressiven Hip Hop Lager ihre Kräfte und Ideen gesammelt hätten, um 1988 mit neuartigem, innovativen Material raus zu kommen.
Nicht so LL Cool J.
Ja, ja...ziemlich verschrobene These, schon klar...aber ich glaube wirklich dass "B.A.D." in einem eher  ungünstigen Zeitraum erschien, was die musikalische Entwicklung anging.
Naja. Correct me if I'm wrong.

Ok, aber kommen wir nun zur abschließenden Wertung von "Bigger And Deffer":


Jo. Ich finde hätte auch mit 3,5 ADRs leben können, denke ich...aber wenn man bedenkt dass auf "B.A.D." durchaus versucht wurde, die Fehler von "Radio" nicht zu wiederholen, und stattdessen ein richtiges Album zu schaffen, sind 4 ADRs wohl nur fair.
Das Album scheitert bei mir halt nur am Musikgeschmack.


Achja, just 4 tha hell of it hier nochmal der grandiose "I'm Bad"-Antworttrack von Ice-MF-T...da werden keine Gefangenen gemacht, check:





naja, ansonsten pack ich euch hier auch noch die weiteren bisherigen Uncle-L-Reviews dazu, sowie meinen Artikel zur Erklärung des Wertungssystems, gebt's euch bei Bedarf:


+++ HHH-WERTUNGSSYSTEM +++

*** LL COOL J - "RADIO" (1985) ***
*** LL COOL J - WALKING WITH A PANTHER (1989) ***

achja, und hier vielleicht noch eben mein TopX-Artikel zum Thema Cool J:

*** TOP5 LL COOL J B-SIDES ***


okay, so....nu is aber auch gut mit Links & shit...ich entlasse euch hiermit ins wohlverdiente Wochenende, und immer dran denken: Walking with a Panther > BAD > Radio...
...next up: "Mama Said Knock You Out" (1991)...man darf gespannt sein wie sich das einfügt!

peace.

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