Samstag, 4. Februar 2012

LL Cool J - "Walking With A Panther" (1989) - unabhängige Kritik.

Jau, Freunde...nun isses soweit:

Wie ihr vielleicht schon hie und da vernommen habt, bin ich ein großer Cool J Fan (geworden). Der Kerl fasziniert mich aus verschiedensten Gründen, aber zum Großteil natürlich aufgrund seiner großartigen Albenserie bis ca. Ende der 90er.

Nun ist LL's Diskographie für den Laien ziemlich unüberschaubar, und ich würde gerne Abhilfe schaffen indem ich mich hier chronologisch durch die Alben des Uncle L arbeite...one Album at a time...

Allerdings müsste ich bei einer derartigen Vorgehensweise mit seinem Debutalbum "Radio" aus dem Jahre 1984 anfangen, und das Problem ist, dass ich dieses Album momentan kaum höre/gehört habe. Hm. Deshalb erscheint für mich der Einstieg mit seinem 3. Album, "Walking With A Panther", derzeit sinnvoller.

Der Lachs läuft bei mir nämlich grade wieder rauf und runter, weshalb ich in der Lage sein sollte, das eine oder andere über dieses Album zu erzählen.
Aber enuff widd da bitchtawk, lezz' git it on....


Ich würd sagen wir werfen - wie immer - erstmal nen genauen Blick auf das Cover, homez:


Dem uninformierten Casual-Rap-Listener wird an diesem Cover nichts aussergewöhnliches auffallen, hat es doch alles was zeitgenössische Rap-Album-Cover halt so haben mussten: Der Künstler in betont lässiger Pose, Straßen-Setting, Schmuck, schicke Klamotten, ...ok, gut...: Ein Panther mit ner Goldkette, Koffer & Handschellen - aber irgendwas is ja immer!

Dem bis dato geneigten Cool J-Hörer wird allerdings ein anderer Aspekt sofort ins Auge fallen:
Das Cover ist vergleichsweise "überladen".
Gerade wenn man sich die ersten beiden LL-Albumcover anguckt, bestechen diese vor allem durch ein dezentes und zurückhaltendes Design (soweit es sowas in der HipHop-Welt überhaupt gibt)...

Dieses Cover (und hier kommt der bereits etablierte und unvermeidliche Ike-Da-Strike-"Cover-zu-Albuminhalt"-Brückenschlag...) will viel, sehr viel auf einmal. Es will symbolisch sein, witzig, überraschend, aber auch gleichzeitig einfach gut aussehend.
Des weiteren verschwendet Uncle L wohl auch 1989 noch keinen Gedanken an ein einheitliches Symbol oder ein Logo mit Wiedererkennungswert. Es wäre zu diesem Zeitpunkt ein Leichtes gewesen, etwa den "LL Cool J"-Schriftzug des B.A.D.-Albums wieder zu verwenden...aber man entschied sich offensichtlich dagegen.
Diese Politik, nämlich jeweils pro Album ein neues "Logo" oder ein neues Design für den Künstlernamen zu kreieren, soll sich allerdings bei Cool J bis zum heutigen Zeitpunkt durchziehen, weshalb man hierbei durchaus auch von einer "Kontinuität der Diskontinuität" (oder so) reden könnte...

Wirft man noch einen vorsichtigen Blick auf das Backcover, bestärkt sich das Gefühl, dass hier viel gewollt, und in der Konsequenz eher Verwirrung gestiftet wurde...:

Champagner, Telefon, Bitchetz!?
Glaubt mir, Leute, ich hab wirklich versucht, irgendeinen Interpretationsansatz für dieses Durcheinander zu entwickeln. Hab's dann aber schließlich aufgegeben. Vielleicht habt ihr ja ne Idee!?



Ok, aber genug vom gelinde gesagt chaotischen Cover, los geht's mit der dezidierten Albumkritik.

Vorweg aber kurz noch ein paar Worte zu Cool J's bisherigen Alben usw.:
Man muss sich im Klaren darüber sein, dass Cool J 1989 so etwas wie ein (und so ziemlich der einzige) "Rap-Superstar" ist; seine beiden Vorgänger-Alben haben locker Platinstatus in den USA erreicht.
Der Druck, ein weiteres Super-Duper-Album abzuliefern, konnte also größer nicht sein.
Speziell wenn man den Überraschungserfolg bei den weiblichen Konsumenten (durch rather schmierige Lovesongs wie "I Want You" oder "I Need Love") und den dadurch permanenten Legitimationsdrang gegenüber der Hardcore-HipHop-Fraktion in Betracht zieht...


"Walking With A Panther" würde für LL Cool J zu einer Art wegweisenden Entscheidung werden:
Würde er einen Schlußstrich ziehen und komplett mit der Hiphop-Tradition brechen, um auf Pop-Ebene Erfolg zu haben!?
Oder würde er versuchen, die skeptisch gewordene Hiphop-Hörerschaft zurückzugewinnen, indem er ein kompromissloses Hiphop-Album abliefern würde?!

Diese Frage kann ( - und das gilt im Übrigen auch für alle folgenden LL-Alben...denn diese Frage würde wieder und wieder gestellt werden - ) nur mit "weder noch..." beantwortet werden.

Dafür widmen wir uns zunächst den Singleauskopplungen des Albums, um daraus mögliche Trends und Absichten ablesen zu können...:

Zuerst war da das mächtige, großartige und in der Folge hundertfach zitierte "Goin Back To Cali", eigentlich ein Soundtrack zum vernachlässigbaren "Less Than Zero"-Film aus dem Jahr 1988...:


LL Cool J - Goin Back To Cali von hushhush112

Abgesehen vom genialen Video deutete LL mit diesem Teil bereits an, dass mit ihm Hiphop-technisch definitiv noch zu rechnen ist; "Goin Back To Cali" ist, mit seinen clever genutzten Miami-Bass-Elementen auf der einen, und dem herrlichen laid-back rhymestyle sowie den harten Scratches auf der anderen Seite nicht weniger als ein wunderbares Beispiel für die progressive Energie im Hip Hop, welche diese Musik bis heute so interessant macht. Göttlich.

Abgesehen von dieser Single, die wie gesagt noch einige Zeit vor dem Album erschien, gab es dann 1989 noch folgende Auskopplungen:



Um die letzten Zweifler von Uncle L's rawness zu überzeugen, wird die Doppel-A-Seiten-Maxi "I'm That Type Of Guy/It Get's No Rougher" gedroppt. Ein meiner Meinung nach gewagter move, auch wenn beide Tracks zu meinen absoluten Lieblingstracks vom Album gehören.
Ziemlich kompromisslose und harte Hiphop-Nummern, die womöglich etwas über den Pop-Appeal, auf den das Album unmissverständlich auch abzielt, hinweg täuschen.
Diese Auskopplung ist für mich absolut großartig und begrüßenswert, aber aus finanzieller Sicht nicht nach zu vollziehen...es kann sich hierbei nur um kalkulierte Basis-Arbeit gehandelt haben.

Dann gab es natürlich noch diese mächtige Single:


LL Cool J - Big Ole Butt - MyVideo

..."Big Ole Butt", für mich der Track des Albums, kommt auch mit nem ziemlich freshen Video daher, und schlägt weiter in die Kerbe der vorigen Auskopplungen: Klassischer, reduzierter LL Cool J stuff im braggadocio-Style - die Disziplin, die Uncle L am besten beherrscht.
Doch bei dieser Single bekommt der Hörer schon einen kleinen Vorgeschmack auf den musikalischen Abfall, den LL ebenso im Stande ist zu produzieren, nämlich "One Shot At Love", auf der B-seite.
Ein ganz, ganz schlimmes Stück Musikgeschichte, dieser Track...aber dazu später mehr.

Es folgten dann, lange nachdem das Album auf dem Markt war, noch weitere Singles, mit noch weiteren B-Seiten und und und...aber das soll uns hier weniger interessieren, vor allem auch weil LL Cool J Alben die Eigenschaft haben, viele "Singleauskopplungs-Kandidaten" hervorzubringen...

Wie ihr es womöglich schon von anderen Alben-Reviews kennt, gibt's an dieser Stelle ein kleines von mir zusammengeschustertes Album-Snippet zu hören, um euch trotz eventueller Unkenntnis über dieses Album durch dieses Review zu begrleiten.
Am besten schmeißt ihr den Lachs eben an, und lest dabei weiter...so bekommt ihr, denke ich, nen ganz guten Eindruck vom Album...:





Jau.
Ich finde man merkt an meinem Snippet ganz gut wie viele verschiedene Geschwindigkeiten und Stimmungen das Album abdeckt. Klar, ich hab die - meiner Meinung nach - beiden "Totalausfälle" ("One Shot At Love" sowie "Two Different Worlds") weggelassen...aber dafür bekommt ihr ne Hörprobe vom meines Erachtens gar-nicht-sooo-verkehrten "You're My Heart". Judge for yourself, würd ich sagen...

Ich mag vor allem den Abwechslungsreichtum und die Energie des Albums: Allein der opener "Droppin' Em" hat so viel Energie und geht so dermaßen nach vorne, dass man bei anderen Alben Angst hätte haben müssen, ob dieses Energielevel überhaupt gehalten werden kann... - nicht so bei "Walking With A Panther": Energische, treibende Tracks wechseln sich stets in einem gut kalkulierten Rythmus mit langsameren Nummern ab; man bekommt als Hörer das Gefühl, dass sich mehrere musikalische Köpfe durchaus Gedanken um das Arrangement der Albumtracks gemacht haben.
So wechseln sich die Tracks auch inhaltlich in einem rasanten Tempo ab. Ob klassisches braggin' & boastin' (Droppin 'Em, Nitro, It Gets No Rougher usw.), "Lovesongs" (die besagten 2 Totalausfälle sowie "You're My Heart", oder sogar - relativ ungewöhnlich für LL - storytelling (auf dem genialen "Fast Peg") - all das gibt es in einem wunderbar abwechslungsreichen Mix auf dem Album zu hören.


Des weiteren etabliert LL Cool J (spätestens...) auf diesem Album seine Battle-Rap-Spezialität, nämlich eine Verquickung von Frauen-/Flirt-Geschichten und klassischer Angeberei:
Tracks wie "Big Ole Butt", "I'm That Type Of Guy", "1-900-Cool J" oder auch das epische "Jingling Baby" haben inhaltlich gemeinsam, dass LL dem Zuhörer (oder imaginären Battle-Gegner) auf mehr oder weniger subtile Weise beleidigt, indem er seinen "Player/Heartbreaker"-Status durch kleine Anekdoten und Vergleiche hervorhebt, und gleichzeitig das konservative Liebesleben seiner Mitmenschen herabwürdigt oder misbilligt.
Dieses Spezialthema soll sich auf seinen späteren Alben noch weiter entwickeln, und stellt meiner Meinung nach einen guten Kompromiss zwischen tatsächlich kitschigem Lovesong und seinen üblichen Battle-Rap-Eskapaden dar.


Natürlich sorgt die angesprochene inhaltliche Sprunghaftigkeit dafür, dass es zu dem ein oder anderen widersprüchlichen/lustigen Moment kommt, indem z.B. nach der herzerweichenden Liebes-/Trennungs-Geschichte "You're My Heart" gleich der darauffolgende Track mit den Worten "You're the type of guy...that can't control your girl[...]" beginnt. hihi.

Bis auf die mittlerweile mehrmals angesprochenen Ausrutscher hat das Album kaum schwache Momente; LL's delivery ist immer on point und crispy, seine Technik auf dem allerneusten Stand (siehe hierzu auch seine Abrechnung mit dem sog. "A-B-C-style" auf "It Gets No Rougher"...), die Beats sind modern, ...mal schneller, mal langsamer. Das Album hat eigentlich alles, was man sich von einem Hip Hop Album 1989 wünschen kann, und noch mehr.
Interessanterweise gab es jedoch gerade auf musikalischer Ebene einige Änderung zum bisherigen LL-Cool-J-Sound: Die L.A. Posse, die für den kompletten Sound auf "B.A.D." verantwortlich zeichnete, gab's nicht mehr, da Schlüsselfiguren wie Bobby "Bobcat" Erving die Crew aufgrund von differierenden monetären Vorstellungen die Crew verließen. Klassisches Beispiel von Friends vs. B.I. schätze ich mal...

In der Konsequenz profitierte allerdings vor allem der Hörer, denn durch diese Entwicklung kamen "Fremd-Produzenten" wie Marley Marl oder auch die Bomb Squad ins Boot, die sich als jeweils zukunftsweisend für den neuen LL-Sound erweisen sollten.
Ich finde im übrigen, dass nichtmal ein besonderer musikalischer "Bruch" zum vorigen Album besteht...: Die jeweiligen Produzenten haben ihr Bestes getan, den klassischen B.A.D.-Vibe zu verstehen, zu kanalisieren und schließlich zu modernisieren.

Soviel vielleicht erstmal zu meiner Betrachtungsweise dieses Albums.



Nun wollte es die Geschichte allerdings so, dass dieses 3. Album von Uncle L (future of the funk...) bekannt werden sollte als eines der schlechtverkaufendsten LL Cool J Alben überhaupt. Das Album erreichte nie die Platin-Marke, wie es so ziemlich alle weiteren LL-Alben schaffen sollten, und wurde, was ich für wesentlich fataler halte, in der Vergangenheit oft von Kritikern als "schwaches Album" herabgewertet.

Ich persönlich finde, dass man durchaus - und hier greife ich nochmal auf den Ersteindruck des LP-Covers zurück - nachvollziehen kann, warum diese Platte finanziell nicht den gewünschten Erfolg bringen konnte:
Sie wollte zu viel auf einmal.
Sie wollte sowohl den "I Need Love"-Erfolg duplizieren, als auch von Hip Hop Headz respektiert werden...dafür wurden schließlich alle Register gezogen, um beide Seiten zu betonen und zu füttern.
Irgendwo innerhalb dieses Prozesses muss das Hörer-Interesse verloren gegangen sein, oder das damalige Publikum war schlicht überfordert, denn, und das ist mein persönlicher Punkt in dieser Sache, eigentlich ist dieses Album absolut großartig gewesen.

Der Versuch, verschiedenste Hörergruppen voll zufrieden zu stellen, ist bei "Walking With A Panther" Segen und Fluch gewesen. Finanziell definitv eher "Fluch", ist die musikalische und technische Vielseitigkeit - gerade aus heutiger Sicht - für den geneigten Hörer eher als absolutes Plus zu verbuchen. Liebeslieder hin oder her.
Wie wir in der kommenden Kritik zum Nachfolger "Mama Said Knock You Out" feststellen werden, war das "Experiment", welches man mit diesem Album wagte, durchaus als lehrreiche Erfahrung einzustufen, aus der entsprechende Konsequenzen gezogen wurden.


Also kommen wir zur abschließenden Wertung (eine Erklärung des Wertungssystems ist hier nachzulesen):


Ich hab überlegt, in diesem Fall vielleicht sogar 6 Del Rios zu vergeben, aber angesichts der Tatsache, dass es innerhalb der LL-Diskographie meiner Meinung nach ein noch besseres Album gibt, musste ich hier noch etwas Luft nach oben lassen. Man sieht an dieser Wertung auch recht deutlich, dass ich "Totalausfälle" auf ansonsten großartigen Alben durchaus verzeihen kann, und das Gesamtwerk nicht gleich konsequent abstrafe. yo.


Und jetz gibt's noch ein Schmankerl, weil ich weiß dass ihr es haben wollt....:


An der Stelle props an den FatLace-Blog und deren "Freaky Friday"-Artikel...sehr gute Idee im übrigen..(checkt auch die unterhaltsame Show der dudes....peace!)

Achja, wer aufgrund von akutem Gefallen an Cool-J-Mucke nochmal anderen Kram von dude checken will, gibt sich vielleicht meine "Top5 LL Cool J B-Seiten"-Liste...some good shit right there, best believe.


Ahja, hier noch ne Übersicht über meine bisherigen reviews, falls ihr was verpasst habt, dudez...:

+++ Audio Two "What More Can I Say" (1988) 
+++ Remy Ma "There's Something About Remy: Based On A True Story (2004)
+++ Big Daddy Kane "...Looks Like A Job For" (1992)
+++ Wyclef Jean - "The Carnival" (1997)
+++ All City - "Metropolis Gold" (1998)

Weitere Maxi-Reviews/Sonstiges:

+++ KRS-One - "Who Are The Pimps" (1992)
+++ Meli/Skills On Masse - Where Are They Now??
+++ Nachtrag zum Audio Two Review.

1 Kommentar:

  1. LL! Boy! When dat shit was playin, I used to be at tha corner, yellin 5-O!

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