Dschiiiär....Ike is back mit nem hammermäßig recherchierten review zu "Looks Like A Job For...", dem 1992er-Album von Rap-Legende Big Daddy Kane.
Es handelt sich hierbei um das bereits 5. Studio-Album (!!) des Vetaranen Kane. Zu diesem Zeitpunkt hat Kane eine kleine - wohl der finanziellen Enttäuschung, welche sein letztes Album "Prince Of Darkness" (1991) darstellte, geschuldete - Auszeit oder Schaffenspause hinter sich.
"Looks Like A Job For..." ist also soetwas wie ein Versuch, an a) vergangene Glanz-Zeiten anzuknüpfen, und b) dennoch ein viables, den aktuellen Strömungen in einer sich wandelnden Hiphop-Szene angepasstes Produkt zu liefern...
Ok, das obige Albumcover zeigt auf jeden Fall schonmal auf eindrucksvoll direkte Art und Weise, wohin die Reise stilistisch gehen soll/wird...:
Brennende Mülltonnen & Jeep Beetz Zeit!
Juchuu!
Nichts schreit "guter, alter 90er Boom-Bap" wie ein Cover mit runtergekommenen Project Buildings, kriggeligen Tags an Wänden, Hoodies und - völlig sinnentleert in diesem ansonsten stimmigen Arrangement: Feuerwehrtreppen!
Das Cover stellt damit aber auch eine gewollt kontrastreiche Abkehr von bisherigen BigDaddyKane-Selbstinszenierungen dar:
Zierten doch in früheren Zeiten jeweils flashy-verkleidete Personen (meistens Big Daddy selbst...) seine Cover, bekommt man bei diesem Albumcover nichtmal mehr den typischen, patentieren Kane-Superschlafzimmerblick (no homo) zu sehen (shocker!!).
Ok, aber nun zum Album.
Hm, ich denke ich mach's am besten wie schon bei meiner letzten Kritik, und befasse mich erstmal mit den Singleauskopllungen, die dem Album vorangingen.
Da wäre zum einen der von den Trackmasters produzierte Untergrund-Hit "How You Get A Record Deal?", und zum anderen die schmierige R&B-Crossover-Nummer "Very Special", produziert vom Smooth Operator höchst persönlich.
"How You Get a..." ist Kane's unmisverständlicher Einstand im 90's-Boom-Bap Zirkus. Ein Track absolut auf der Höhe der Zeit. Das Kane rappen kann wie kein zweiter braucht nicht weiter erwähnt zu werden, aber auf diesem Track gibt er echt so ziemlich alles. Sein erneut leicht veränderter Style involviert viele popkulturelle Referenzen, mit teilweise auch nachgesungenen oder speziell betonten Phrasen, Werbesprüchen, Textzeilen aus Pop-Hits und dergleichen mehr...dazu doubletime-passagen, Doppelreime oder Einfach-Reim-Stakkatos...alles dabei.
Der Beat des Tracks ist auch absolut Zucker. Ein zurückgelehnter Jeep Beat mit gesampleten Horns - kaum zu glauben, dass dieses Brett von den Trackmasters, Poke & Tone, gebaut wurde, denselben Typen, die in den späten 90ern für den Jiggy-Sound unter anderem von Nas und Jay-Z verantwortlich zeichnen sollten...
"Very Special", die 2. Maxi, hingegen, ist ein reinrassiger crossover-Versuch wie er im Buche steht. Derartige Eskapaden müssen EPMD im Kopf gehabt haben, als sie ihren Track "Cross Over", welcher nur kurz vor Kane's Maxi erschien, aufnahmen:
Ein schmieriger Versuch, die - angeblich - große Lovestory zwischen dem Prince Of Darkness und Spinderella, der Djane von den damals sehr erfolgreichen Salt 'n Pepa, zu vertonen und in Musik zu bannen.
Allein bei dem Gedanken an einen solchen Track muss sich einem hardcore-Rapfan alles umdrehen.
Der track könnte cheesier und cornier nicht sein...: Auf einem ekelhaft produzierten, vor Schmalz und Klischees triefenden Casio-Style Beat erklären einem Kane und Spin', wie madly in love sie sind, inklusive gesungener hook und Rap-Cameo von Spinderella selbst. Naja. Man muss fairerweise dazusagen, dass Kane auch auf seinen bisherigen Alben stets 1-2 "Kuschelrap"-Nummern a la "I Need Love" dabei hatte. Ich persönlich hielt diese Dinger aber meist für weniger glaubhaft oder überzeugend als die von Uncle L. Aaargh....bitte, Hiphop-Geschichtsschreiber, lasst uns diesen Kane-Blackout einfach vergessen! Hilfe!
Das schlimmste an der Sache ist obendrein noch, dass "Very Special" mal eben Kane's einziger Top40-Chart-Hit gewesen ist. Oh Mann. Schlechte Welt.
[Achja, übrigens kleine sidenote zu der Maxi:
Jeder der die Maxi mit PictureCover besitzt, kann auf der Rückseite Zeuge einer der krassesten allround-disses gegen weibliche rapper werden: Es gibt den Track "Very Special" als radio-mix und instrumental oder whateva...und dann nochmal in einer "special version WITHOUT FEMALE RAP"....hahaha! Sry, Ladies, aber wer brauch schon euren shit?! Sehr heftiges statement, wenn auch vielleicht eher ungewollt...hihi.]
Ok, soweit zu den Maxis, hier noch eben das Video zu "How U Get A Record Deal?", welches auch sehr großartig ist, und thank god gab es nie ein Video zu "Very Special"...das wäre sicherlich schlimm geworden...
Joa, weiter geht's also mit dem Album:
Der ebenfalls von den Trackmasters produzierte, intro-ähnliche Titeltrack "Looks Like A Job For..." ist ein klassischer Boom-Bap-Banger der, basierend auf Drumloop und gesampleten Horns, eindrucksvoll den "neuen" Kane präsentiert: Im Anfang des Tracks werden kurz die vergangenen Hits von Kane zusammengefasst, nur um dann ein lyrisches Feuerwerk von einem Kane im Zenit seiner Schaffensphase zu entfesseln.
Tracks wie dieser sollten den Hiphop der 90er für die nächsten 2 Jahre mitdefinieren und formen.
Das Energie- und vor allem Intensitätslevel ist von Anfang an ziemlich hoch, und dieses Level wird erstaunlicherweise auch noch auf den weiteren 2-3 Tracks gehalten oder gar übertroffen.
Ach, was red' ich lange...zieht euch einfach mein soeben angefertigtes Mini-Albumsnippet rein, um euch selbst ein Bild vom Album machen zu können:
Immer wieder wird die relaxte Boom-Bap-Soundästhetik auf dem Album von "uptempo"-Nummern unterbrochen - dieser Umstand lässt sich durch einen kleinen HipHop-Geschichtsexkurs leicht nachvollziehen:
Man muss verstehen, dass sich - wahrscheinlich unter anderem als eine Konsequenz aus dem aufkeimenden Hip-House-Hype - Ende der 80er ein "schneller" HipHop-Stil etabliert hat, insbesondere was tanzbaren Hip Hop anging.
Künstler wie Slick Rick, Eric B. & Rakim, aber auch Public Enemy trugen dazu bei, dass man im Allgemeinen die Formel "tanzbarer Hip Hop = schneller Hip Hop" für eine sinnvolle Rechnung hielt.
Dieser Trend hielt einige Jahre an, und wurde erst in etwa mit der Dekadenwende abgelöst - womöglich durch die aufkommende Beliebtheit der Native Tongues Künstler, die ein gänzlich anderes musikalisches Konzept verfolgten, und dem hektischen, zackigen Stil der späten 80er einen ruhigeren, zurückgelehnteren Sound entgegenstellten.
Der heute sog. "Boom-Bap" Sound war geboren, und Alben wie dieses, aber auch zum Beispiel EPMD's "Business Never Personal" standen und stehen exemplarisch für diesen Paradigmenwechel, diese Zäsur im Hip Hop, da der klassische "schnelle" Hiphop zwar eigentlich schon geschichtlich gesehen abgeschlossen war...das neue, Boom-Bap Klangbild allerdings auch noch nicht komplett etabliert ist.
Aus diesem Grund bezeichne ich derartige Alben gerne als "Hybrid-Alben".
Auf diesem Album können die schnelleren Nummern allerdings wunderbar neben den ruhigeren koexistieren, und erst die Mischung macht "Looks Like A Job For..." zu einer wirklich runden Sache.
Big Daddy Kane war ansonsten ja nie als ein Freund von features außerhalb des jeweils eigenen Camps bekannt (übrigens eine weitere Übereinstimmung mit LL Cool J, wie ich finde...) - aber auf dieser LP hat er producer-wise Ausnahmen gemacht: Die bereits angesprochenen Tracksmasters finden sich hier ebenso mit Produktionen, wie auch der damals aufstrebende Large Professor und die Bomb Squad.
Die vielen verschiedenen Produzenten versalzen aber nicht die Klangsuppe sondern schaffen es, ein einheitliches und in sich stimmiges musikalisches Werk zu präsentieren.
Sicher, wie die meisten anderen BDK-Longplayer auch ist dieses Album eher als eine Ansammlung von Singles zu sehen, aber das ist schon OK. Bei einem Ausnahme-Rapper wie dem KingAsiaticNobody'sEqual ist das völlig in Ordnung: Keiner will langwierige Skits und Interludes auf einem Kane-Album haben. Da geht's straight um klassische Battle-Rap-Mucke - und die gibt's hier, ohne viel blabla und Umschweife!
Also zum Schluss nochmal ein kleines Fazit:
Dem King Of Flat-Tops gelingt mit "Looks Like A Job For..." eine fulminante Rückkehr ins Rapgeschehen; wahrscheinlich zum Schrecken seiner Konkurrenz & hater völlig auf der Höhe der Zeit, mit einem schönen Hybrid-Album irgendwo zwischen Boom-Bap und fast-rap...aber immer mit maximaler lyrischer Überlegenheit. 1992 fickt so ziemlich keiner mit Kane am Mic, und dieses Album ist der endgültige Beweis für alle doubter. Für mich ein absoluter Klassiker und (sieht man mal vom schrecklichen "Very Special" ab...) das beste Kane-Album überhaupt.
Tha verdict:
yeah, boom! Tja, da kann man schonmal volle punktzahl geben!
Naja, nächstes mal dann endlich - wie versprochen - Wyclef's "The Carnival"....bis dahin peace!
schöne bdk kritik
AntwortenLöschenGute Kritik, nur Very Special ist gar nicht so schlecht!
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