Samstag, 15. Oktober 2011

Remy Ma - "There's Something About Remy: Based On A True Story" (2006) - unabhängige Kritik.

Jaui, erst meine 2. richtige Albumkritik, und schon geht's mit Karacho in "Geschmackssache"-Gefilde...
Dieses Mal beschäftige ich mich mit Remy Ma's/ Remi Martin's Solo Debutalbum "There's Something About Remy: Based On A True Story". Diverseste Wortspielereien und Querverweise auf ihre Terror-Squad-Mitgliedschaft lassen den Titel dann doch etwas überladen klingen, aber das sollte einen nicht weiter abschrecken. Genausowenig wie das superkitschige & geschmacklich grenzwertige Cover:




oha...da is wirklich alles dabei...pitbull, Lady-Timbz, titty-popout, Mary-Pose...meine Güte!

Naja, aber zurück zum Thema:
Warum höre ich mir sowas überhaupt an?
Nunja, ich hatte damals - als das Album rauskam - auf irgendnem Mixtape den Albumcut "Lights, Camera, Action!" gehört, und war ziemlich begeistert von der Produktion. Beim InternetPlattenladen meines Vertrauens gab's das Album dann auch noch grade günstig als edited Version zu kaufen, also hab ich zugegriffen.
Nach 2maligem Anhören des oben genannten Tracks landete das Teil aber ziemlich schnell wieder in der Ecke und staubte in der "Jiggy"-Sektion meiner Plattensammlung vor sich hin. hm.
Bis ich letztens die Platte durch Zufall wieder entdeckte und mich dem Ding nochmal vernünftig widmete.
Und ich musste etwas erstaunt feststellen: Das Album kann was!

OK, zunächst mal die hard facts über Remy & dieses Album:
Wie wir wissen, kann die in der Bronx aufgewachsene Remy reimen. Ziemlich gut sogar. Das hat sie schon auf diversesten, qualitativ schwankenden Terror Squad releases unter beweis gestellt.
Nicht umsonst ist sie quasi durch die Schule des late great Big Pun gegangen und hat nen Verse neben Fat Joe auf der damals übermächtigen TerrorSquad-Chart Single "Lean Back" bekommen, was praktisch einem Ritterschlag gleich kam. Naja, zumindest Terror Squad intern.
Inhaltlich ist sie irgendwo zwischen den Kims und Foxys dieser Welt und Missy Elliot zu verorten. Hm, ich würde sie in etwa als eine NY-Ghetto-Variante von Missy bezeichnen; sie beschränkt sich in ihren Texten nicht nur auf ihre Weiblichkeit, genausowenig ist sie jedoch eine reine Battlerapperin (hui, tolles Wort!).
Ums kurz zu machen: Sie deckt ein relativ weites inhaltliches Feld ab.

Ok, nun zu den Album-Fakten:
Das Album hatte 2 relativ mächtige Clubtunes als singles:
Das von Scott Storch *würg* produzierte "Conceited", sowie das Swizzy *yaaay* Brett "Whuteva".
Hier nochmal zu Erinnerungsauffrischung die Videos:


Remy Martin - Conceited von sixsteve


Remy Martin- Whuteva von ineptique

Ok, klare Sache: Bei der ScottStorch-Nummer bekomme zumindest ich akuten Brechreiz...vor allem wenn die schlimmen orientalisch anmuten wollenden Sounds einsetzen...das Video mit der hypersexualisierten Kitsch-Ästhetik killt es dann komplett für mich. Sorry!
Nixdestotrotz muss ich neidlos anerkennen, dass das Teil seinen Zweck erfüllt und konsequent/schamlos die "Candyshop"-Welle reitet, was der Chance, Airplay zu bekommen, sicher nicht im Wege steht.

"Whuteva" hingegen ist Swizz Beatz in Hochform: Hektischer, Strobo-artiger Clubsound, der sofort zum durchdrehen animiert. Wenn Swizzy, der olle Spargeltarzan (checkt: seine Waden sind ungefähr halb so dick wie Remy's...) dann im Video seine Fuchtel-Moves in der hook bringt, isses spätestens aus...Superding!


Inhaltlich tut sich in beiden Tracks erwartungsgemäß nicht besonders viel: Remy erzählt was sie hat, was sie kann & wie sie aussieht. Dank sehr überzeugender technischer Fähigkeiten tut das der Unterhaltung keinen Abbruch, aber kann auch nicht von der Tatsache ablenken, dass kaum jemand bei den beiden Tracks auf die Texte hören wird. hm.
Soweit zu den beiden Singleauskopplungen.
Später, nachdem das Album als "finanzieller Miserfolg" gewertet wurde, ist einer der Erklärungsansätze, dass das Label die "falschen" Singles gewählt hätte.



Diesem Ansatz kann ich - nach eingehender Analyse des Albums - zumindest teilweise zustimmen.

Die Crux ist die, dass 2 unmisverständliche "Clubtracks" vielleicht zum Kauf der Maxis, aber nunmal nicht notwendigerweise zum Kauf einer Langspielplatte (welche womöglich noch ca. 10 weitere solcher Nummern bereithält...) einläd.

Ein anderes Problem des Albums ist die für die heutige Zeit typische Produzentenflut, die es dem Remy kaum ermöglicht, einen roten Faden zu bilden, welcher den Hörer Stimmungstechnisch durchs Album führt. Zwar haben die clubbigen Tracks tendenziell ihren Platz auf der 1. Hälfte des Albums gefunden, während die inhaltlich wertvolleren Tracks eher gegen Ende des Albums auftauchen...aber die grundsätzliche Unterschiedlichkeit der Beats sorgt dafür, dass sich alles wie ein soundtechnischer Flickenteppich anhört.

Hier ein kleines von mir vorbereitetes Snippet, falls ihr a) das Album nicht kennt, oder b) noch mal in die höchst unterschiedlichen Stile reinhören wollt:



Jo.
An illustren Produzenten tummeln sich halt Storch, Swizzy, Alchemist, David Banner sowie Cool & Dre auf dem Album...dazu noch ne ganze bunch an unbekannteren dudes...puh.

Naja wie auch immer: Trotz all dieser Makel is das Album insgesamt ein qualitativ sehr hochwertiges Produkt geworden. Insbesondere wenn man es mit anderen Alben der jüngeren Rapgeschichte vergleicht, fällt auf dass Remy immer 100% gibt lyrically; die "quotables"-Dichte auf der LP is enorm hoch.

Ich denke außerdem, dass "There's Something About Remy" durchaus das Potenzial hätte, in sagen wir 5-10 Jahren zu einem mittelschweren Klassiker zu "reifen", denn: Die gute Remy sitzt ja seit 2007 im Knast (wegen irgendner merkwürden Club-Schießerei-Geschichte)...und wird wohl frühestens 2015/16 wieder rauskommen. Allein die Tatsache, das Remy kurz vor ihrem unvermeidlichen kommerziellen Durchbruch von Ghetto-Tales eingeholt und somit völlig aus dem Game genommen wird kann durchaus zur späteren Mythenbildung beitragen. Potenziert wird der Effekt durch Verschwörungstheorien, wie z.B. dass Remy den Incident vorausgesehen haben könnte (siehe hierzu die großartige storytelling-Nummer "guilty").
Und dass Mrs. Smith technisch absolut überzeugen kann, ist schon heute kein Geheimnis mehr. Just ask Papoose. 






Also fasse ich nochmal zusammen:

Das Debut-Album von Remy Ma ist sehr unterhaltsam, qualitativ hochwertig und abwechslungsreich; doch genau bei letzterem Aspekt liegt das Problem:
Remy schafft es weder, ein "komplettes" und vor allem ein in sich geschlossenes Gefühl für das Album zu erarbeiten, noch gelingt es ihr, sich als Künstler und Person im Hiphop-Zirkus zu positionieren.
Was genau Reminisce Smith als Rapper ausmacht, was sie darstellt und darstellen möchte, wird leider nicht genau klar. Denn die Plattitüden über Sexyness, Street-Credibility und Partyverhalten kennen wir schon von anderen weiblichen Rappern. Der Versuch als "Big Pun's große Hoffnung/Geliebte" durch zu gehen bleibt leider nix weiter als ein Lil' Kim image-rip-off, und der Ansatz, sich als "retro-verliebtes 80's Baby" zu inszenieren, ist leider auch nur mäßig innovativ, zumal Missy dieses Gimmick schon 2002 totgeritten hat, sry Ma!








Tha verdict:



Ok, demnächst mehr Reviews, versprochen...
Next up: Wyclef Jean - The Carnival (1998).

bis dahin, peace!

2 Kommentare:

  1. google mal nach "papoose laughing"...
    ..
    ..
    ..
    tja, findet man nix! dafür aber einen remy nipslip. hihi.
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    Is das mit dem roten Faden (fand ich btw gut auf den punkt gebracht) bzw. dass man einfach bei allen aktuellen Produzenten einkauft nicht schon standard-verfahren bei vielen? Was immer so ein mixtape-feeling mit sich bringt..

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  2. Ja klar, ist ein "standardverfahren", da hast du schon recht. Nur eigentlich hat dieses Verfahren seinen Zenit so um die Jahrtausendwende überschritten. Eigentlich ist es momentan ja wieder common knowledge, dass es "[...]nicht um die Anzahl Produzenten, sondern um den Grad der Zusammenarbeit" geht, um mal Alchemist zu zitieren. Siehe dazu auch die ganzen "rapper+produzent"-kollabo-alben der letzten Jahre. Deswegen hat mich das bei diesem Album gewundert.

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