Sonntag, 2. Oktober 2011

Top5-Sonntag: Top5 "kapitalismuskritische" Hiphopsongs.



oohhhauahauahaaa. Ein ziemlich heftiges Thema diese Woche.
Ich hab in meinen Vaults gesucht nach den 5 besten/coolsten "antikapitalistischen" Hiphoptracks.
puh.
Eins gleich vorweg, um das ganze per Definition etwas einzugrenzen:
Ich habe versucht, mich auf Ami-Tracks zu beschränken.
Abgesehen von persönlichen Präferenzen war für mich diese Einschränkung vor allem deshalb wichtig, weil Amis halt ein komplett anderes Verständnis von derartigen Thematiken haben als z.B. Europäer.
So ist es ja z.B. kein Geheimnis, dass das grundsätzliche Thema "Geld machen" einen enormen Stellenwert im US-Hiphop einnimmt.



Klar: Es gibt viele "no sell-out"/"keep it real"-Parolen usw. ...aber dennoch ist der Wille, sein Ca$h zumindest zu vermehren, bei fast allen Künstlern zu erkennen.
Selbst bei den übelsten "conscious"-Rappern wird man kaum Tracks finden, in denen es um die effektive Ablehnung von kapitalistischen Strukturen geht.
Oft trifft man z.B. stattdessen auf Tracks, in denen festgestellt wird, dass Geld ganz ganz schlimme Dinge anrichten kann...aber halt oft ohne die Konsequenz, dem Geld als solches abzuschwören, sondern meist eher mit dem Fazit, dass man halt irgendwie an Kohle kommen muss, um zu überleben. hm.

Es war echt nich einfach, entsprechende 5 Tracks aufzustöbern. Aber ich hab's geschafft!
Hier also meine defnitiven top5...:

5. ARRESTED DEVELOPMENT - MR. WENDAL


Die ollen Oberhippies von Arrested Development sind ne offensichtliche Wahl, mögt ihr denken...aber auch hier musste ich etwas suchen, bis ich auf diesen Track kam.
Das Ding is ziemlich cool. Zieht euch mal die lyrics davon genauer rein...für US-Verhältnisse echt gewagt, und vor allem ein recht innovativer Zugang zum "antikapitalistischen" Thema:
Speech erzählt von nem Obdachlosen/Penner, den er kennenlernt und von dem er viel über Bedürfnisse, das Leben & Gesellschaft lernt. In irgendnem Interview meinte Speech wohl später mal, dass er sich dabei auf eigene Erfahrungen mit bestimmten Obdachlosen bezog, die völlig freiwillig - nämlich um dem kapitalistischen System abzuschwören - zu mittellosen Bürgern wurden. Some pretty deep shit right there...


4. ALL NATURAL - IT'S OK


Okay, das Ding hier is vielleicht nicht so ohne weiteres ersichtlich...
Also es gibt zwar keine direkten Hinweise auf antikapitalistische Tendenzen...aber zumindest ich bilde mir ein, aus Capital D's Zeilen eine gewisse Systemkritik heraus hören zu können. Sprüche wie "you ain't gotta fit tha commercial niche/ and you ain't gotta call your sista no bitch//" & "you ain't gotta glorify what's wrong [...]" usw. sind schon ziemlich deutlich, wie ich finde. Aber ich sehe schon ein, dass das hier ne grenzwertige Auswahl ist. Ist halt teilweise schwierig, zwischen bloßer "keep it real"-Attitude und tatsächlicher Kapitalismuskritik zu unterscheiden. Judge for yourself, würd ich sagen.
Davon abgesehen is der Track so oder so einer meiner absoluten alltime favorites, hehe.


3. O.C. - TIME'S UP



Jo, der überklassiker von O.C. is vielleicht auch nich grad das, was ihr hier erwartet habt, aber lasst es mich erklären: Auch hier haben wir es zwar mit einem Track zu tun, der zwar vornehmlich aus einer "keep-it-real" Haltung heraus entstanden ist. Aber diese Zeilen machen ihn besonders erwähnenswert in dieser Rubrik:
"[...] Guys be lackin in this thing called rappin just for dough
Of course we gotta pay rent, so money connects, but uhh
I'd rather be broke and have a whole lot of respect
It's the principal of it, I get a rush when I bust
some dope lines oral, that maybe somebody'll quote [...]"

Diese Äußerungen sind im ansonsten durch und durch kapitalistischen Hiphop-game, oder allgemeiner: im klassischerweise puritanisch motivierten Amerika eine kleine Sensation.
OC kanalisiert hier - bewusst oder unbewusst - nicht weniger als ein klares, unmisverständliches statement zum Thema Kapital: "Respect" ist ihm offenbar wichtiger als dieses. Uff. Das muss der average Rapper erstmal sacken lassen. Bis heute eines der wenigen sehr authentischen Outings im US-Hiphop.  


2. VOICE - MEDIOCRE


Okay....shit, ich sehe grade, dass der Track (aus dem Jahre 2005) fein säuberlich aus allen Blogs usw. entfernt wurde. Hmpf. Ich werd den Track morgen selber digitalisieren, weil ich ja ein braver Musikkäufer bin, und selbstverständlich die 12" besitze. ---- done!
Naja bis dahin sei schonmal gesagt: Voice wird in diesem Track extrem deutlich was ihre Gedanken zum Kapital angeht: "[...] and even if I came onto a little money/ I'd rather buy a little house...and not twenty" und ähnliche Sprüche sind schon als ziemlich deutliche antikapitalistische Statements zu begreifen. Auch die hook kommt mit "it ain't phasin me...the mediocre make all the money" einem Bekenntnis zum broke-sein gleich, wenn man das mal mit Einstellungen von anderen Rappern abgleicht. Ok. Ich lad's gleich morgen früh hoch, versprochen! is nämlich auch n saucooler beat/track. Kann man sich echt super anhören.



1. KRS-ONE/B.D.P. - LOVE'S GONNA GET'CHA (MATERIAL LOVE)


yeaahhh, da isser wieder, der Blastmasta! Haha, ich glaube ich kann kaum eine noch so skurille Top5-liste aufstellen, ohne nicht zumindest einen Track von KRS aufzuführen. Der Kerl hat einfach jedes Thema schonmal angesprochen, no doubt. Jo, der Track hier is (wieder) von seinem Edutainment-Album aus dem Jahre 1990. Eins der besten KRS/BDP-Alben meiner Meinung nach. So konzentriert & hungrig hab ich KRS danach selten wieder gehört...und die Beats sind minimaler und reduzierter denn je. sehr cool. Naja, aber zurück zum Inhalt: Im Gegensatz zum plumpen/lustigen "Beef" (siehe die Top5 letzter Woche) wird hier auf subtile Art und Weise eine Quasi-Biographie von KRS mit einer antikapitalistischen bzw. anti-materiellen Aussage verwoben. Das Produkt ist wirklich ein starkes Beispiel für einen clever konzipierten Hiphoptrack: In den Strophen wird einem die schicksalhafte story eines Typen erzählt, der es satt hat, sich mit seinem Bruder seine Hosen zu teilen und so zum Gespött der Klasse zu werden - weswegen er schlussendlich Drogen verkauft und dadurch in Schwierigkeiten kommt. Und in der hook gibt's dann so "author's notes" und Kommentare....ach naja hört's euch halt selber an.
Der Track ist auch vor allem deshalb anders als die vielen anderen "schlimme-story-ums-Geld"-Tracks, weil hier die Motivation, überhaupt erst mehr Geld haben zu wollen, kritisiert wird. Die Kritik richtet sich so gesehen nicht an das "böse Geld", sondern an den Bedarf, an materialistisches Denken an sich. Ganz, ganz große Nummer, finde ich.
Hier noch spaßeshalber das Video zu dem Ding:


Boogie Down Productions - Loves Gonna Get Cha von kaz1988


Ahja, honourable mentions gehen an dieser Stelle noch raus an Jeru & Kool Keith....





Okay, puh....da gab's heute mal ne Menge zu lesen & shit. Sorry dafür. Aber die Top5 werden sich auch in Zukunft immer mal wieder gerade den etwas "abwegigeren" Themenbereichen widmen, soviel steht fest.
Ich habe nicht vor, sowas lames wie "Top5 Gangsta-tracks" oder so zu machen, versteht ihr?! I Ain't havin that.

Okay, bis nächste Woche, peace! 

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